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Veröffentlicht am 13. September 2020 von lyrikzeitung
Àxel Sanjosé
Man liest, wohin man liest, nur noch ein Wort: Corona.
Nicht Lorbeer-, Dornen-, Gold- noch Lilien- können weilen –
die Kron’ der Schöpfung muss den Rang mit Viren teilen,
der Dichter dichtet aus und schont die Ärmelschoner.
Nicht Mailand, nicht Madrid und auch nicht Barcelona
gewähren Zuflucht noch. Wohin sollen wir eilen?
Wir arbeiten remote und hörn zwischen den Zeilen
das Ticken unsrer Uhr. Schlägt uns die hora nona?
Beständiger als Erz wähnten wir Geisteswerke,
doch jetzt erhält Horaz einen ganz neuen Wert:
das Zellstoffpotential der Bände wird zur Stärke,
Ovid himself tät solch Metamorphose loben.
Was bleibt, das stiften nun die Ticker unversehrt,
man liest: »Jüngstes Gericht auf unbestimmt verschoben«.
(März 2020)
Kategorie: Deutsch, DeutschlandSchlagworte: Àxel Sanjosé
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