Deutsche Mondnacht

U. Gaday

d.i. Franz Pfemfert

(* 20. November 1879 in Lötzen, Ostpreußen, heute: Giżycko, Polen; † 26. Mai 1954 in Mexiko-Stadt)

DEUTSCHE MONDNACHT

Der erdenalte Silberschmied,
Freund Mond, ist wieder fleißig.
Im lichten Silber schwimmt die Welt,
Es blinkt im dürrsten Reisig.

Vom Marktplatzbrunnen klirren leis
Die feuchten Diamanten.
Der Rathausroland reckt sich stolz,
Als droh er unbekannten

Gefahren, die dem Städtchen nahn.
Doch Liebe und Treue und Glauben,
Die schlummern sorglos und träumen süß
Unter der Häuschen Hauben.

Sie schlafen ruhig und träumen süß
Die deutschesten aller Träume:
Der Gatte zeugt Helden, die Gattin gebiert
(Im Traume!) Eichenbäume.

Der Gatte zeugt Helden, die Tochter umfängt
(Im Traum!) den Leutnant, den blassen,
Der eben betrunken aus einem Bordell
Zickzackelt durch die Gassen . . .

Aus: Die Aktion. Zeitschrift für freiheitliche Politik und Literatur. Hrsg. Franz Pfemfert. Jahrgang 1911, Nr. 2, 27. Februar, Sp. 48

One Comment on “Deutsche Mondnacht

Kommentar verfassen

Bitte logge dich mit einer dieser Methoden ein, um deinen Kommentar zu veröffentlichen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..

%d Bloggern gefällt das: