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Veröffentlicht am 11. August 2018 von lyrikzeitung
Róža Domašcyna
(* 11. August 1951 in Zerna, Landkreis Kamenz)
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meine urgroßmutter, die bei weitem keine uroma war, sondern eine prawowka, sprach nur wendisch, wie sie es mir auf sorbisch erklärten meine großmutter, die bei weitem keine oma und auch keine uroma war, sondern eine wowka und prawowka, sprach nicht nur wendisch‚ wie sie es mir auf wendisch erklärte meine mutter‚ die eine wowka und prawowka ist‚ dazu eine oma und uroma, was keiner zu ihr sagt, spricht sorbisch, wie sie es mir auf wendisch und deutsch erklärt ich, die ich eine oma bin und selten wowka, spreche wendisch—sorbisch, was ich hier auf deutsch erkläre meine tochter, die längst noch keine oma ist und niemals wowka sein will, spricht nur deutsch, was sie gern erklärt meine enkelin, die eine wnutschka ist, spricht zu hause nur deutsch, wie sie es mir auf sorbisch erklärt, was ja eigentlich wendisch ist
Anmerkung: Bezeichnungen für Uroma, Oma, Tochter (in sorbischer, sorbisch-phonetischer und deutscher Sprache)
Aus: Róža Domašcyna: Feldlinien. Gedichte. Bucha bei Jena: quartus-Verlag (Edition Ornament), 2014, S. 6
Róža Domašcyna schreibt Sorbisch und Deutsch
Kategorie: Deutsch, Deutschland, SorbischSchlagworte: L&Poe-Anthologie, Róža Domašcyna
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