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Veröffentlicht am 24. Januar 2004 von rekalisch
Aebli ist ein Meister der minimalisierenden Ironie: «Alles hat höchstens keine Bedeutung.» Der Ameisenjäger im Gedicht «Selbstgespräch am Abend» ist zweifellos ein Selbstporträt des Dichters: «Kinder auf der Strasse / machen wenigstens Lärm. / Du machst gar nichts.» Nichts ausser Jagd auf Ameisen: «Erstaunlich viel / Angriffsfläche, diese / Lebewesen, / und dabei so / klein», bemerkt er. Das kommt einer Selbsterkenntnis gleich. Der Jäger und Dichter redet von der eigenen Angriffsfläche und seiner Statur, die nicht mächtiger ist als die seiner Beute: «Überall, wo er hinkommt, bildet er ein Klümpchen.» – «Klümpchens» Arbeit, nein: Aeblis Poesie ist so verletzlich wie Ameisen. Mit einer seiner eigenen Formeln ausgedrückt: Sie ist so aufregend sinnlos wie «Staub fotografieren». / NZZ 24.1.04
Kurt Aebli: Ameisenjagd. Gedichte. Suhrkamp-Verlag, Frankfurt am Main 2004. 75 S., Fr. 14.90.
Kategorie: Deutsch, SchweizSchlagworte: Kurt Aebli
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