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Veröffentlicht am 23. November 2022 von lyrikzeitung
Paul Celan
(geboren am 23. November 1920 in Czernowitz, damals Rumänien, heute Ukraine; gestorben vermutlich am 20. April 1970 in Paris)
Wie sich die Zeit verzweigt, das weiß die Welt nicht mehr. Wo sie den Sommer geigt, vereist ein Meer. Woraus die Herzen sind, weiß die Vergessenheit. In Truhe, Schrein und Spind wächst wahr die Zeit. Sie wirkt ein schönes Wort von großer Kümmernis. An dem und jenem Ort ists dir gewiß.
Aus: Paul Celan: Die Gedichte. Neue kommentierte Gesamtausgabe. Hrsg. Barbara Wiedemann. Berlin: Suhrkamp, 2020, S. 63 (Verstreute Publikation aus dem Zeitraum »Mohn und Gedächtnis«).
Das Gedicht entstand am 15. oder 16. Juni 1949 in Paris. In einem Brief an Erica Lillegg schrieb er: „Bei Notre-Dame fiel mir ein kleines Gedicht ein, seltsam, es ist gereimt. Nicht ich habe es gemacht, sondern Du – hier ist es.“ (Ebd. S. 704). Erstdruck: Wort und Wahrheit (1951)
Kategorie: Österreich, Deutsch, Frankreich
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