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Veröffentlicht am 20. Mai 2021 von lyrikzeitung
Heute ein kleines Fernseh-Sportfest.
Richard Leising
(* 24. März 1934 in Chemnitz; † 20. Mai 1997 in Berlin)
DER SIEG
Das ist der Sieg: Lautsprecher! Organ, machtvolles
Sprich uns über die Zeiten. Keine Wolke im Stadion
Ideale Bedingungen; diese Weiten, diese Höhen, viele
Im Faltenwurf des Rekords. Die Kugeln sind alle
Gestoßen, die Geher gekommen, einige Springer noch
Werden beworfen mit Speeren vom andern Ende des Felds
Worauf die Welt blickt. Wie ist die Zeit? Bestzeit
Ist ausgerufen ausdrücklich, auf drehenden Tafeln
Lichte Ergebnisse, die wie Schalmeien blitzen
In ein herrliches Publikum. Wir zählen eins zwei
Drei Podeste, aufs höchste klettert der Sieg, belaubt
Und ernsthaft; einige Kämpfe dauern noch an, Abend
Trifft schräg die Traversen. Ungültiger Sprung dort!
Zu den tieferen Podesten starten frisch die Niederlagen
Mit Blumen Mädchen tanzen über die Tartanbahn quer
Durch den Einlauf im Marathon, Herren in sportlichem
Anzug verhängen Medaillen. Erfrischungen, Andenken
Abzeichen, Gesundheit und Vaterland; mit schwerem Kranz
Dreht ein Läufer die Ehrenrunde. Wer Sieger ist
Dessen Hymne wird gespielt und Fahne gehißt.
Aus: Poesiealbum 97. Richard Leising. Berlin: Neues Leben, 1975, S. 21
Kategorie: Deutsch, DeutschlandSchlagworte: Richard Leising
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