Autobiographisches Sonett

António Duarte Gomes Leal

(* 6. Juni 1848 in Lissabon, Portugal; † 29. Januar 1921 in Lissabon)

Autobiographisches Sonett

In früheren Epochen, längst vergangen,
gab’s eine heilige Mutter, manierlich von Ideen,
‘nen rechtschaffenen, silberbärtigen Vater,
gab’s Häuser, Gärten, Brunnen, Rosenbeete.

In den Kollegien, Aulen, Saalgestühlen
zertrümmert’ ich kein Pult, zerbrach ich keine Bänke.
Ich hatte gute Zensuren, führte Bücher.
Später liebte ich Patrizierhexen.

Ich war ein Freund von Eça und Ramalho,
João de Deus, auch vom exzentrischen Fialho,
und bin dann wider Willen ins Ausland ausgewandert.

Ich weinte, seufzte! Wie Dante in der Fremde!
Und als ich wiederkam, aus vorgebrachten Gründen –
bin ich dreimal ins Kittchen eingefahren.

Original erschienen in: ABC – Revista portuguesa, 22. Juli 1920; im Original wird das damalige Zentralgefängnis in Lissabon, der Limoeiro (Cadeia do Limoeiro), genannt.

Aus dem Portugiesischen von Cornelius van Alsum. Mit freundlicher Genehmigung übernommen von der Webseite der Literaturzeitschrift kalmenzone.

Soneto Autobiográfico

Outrora, outrora, em épocas passadas,
Tive uma santa Mãe de ideias maneiras,
Um reto Pai de barbas prateadas,
Tive prédios, jardins, fontes, roseiras.

Nos colégios, nas aulas, nas bancadas,
Não quebrei bancos, não parti carteiras;
Fiz bons exames, contas, tabuadas,
Mais tarde amei patrícias feiticeiras.

Fui amigo do Eça e do Ramalho,
João de Deus, mais do excêntrico Fialho,
E tive que emigrar para o estrangeiro.

Chorei, gemi! Qual Dante nas estradas!
E ao regressar, por causas avanças,
– fui por três vezes parar ao Limoeiro.

Über den Autor:

„schrieb schwungvolle, aber extrem demokrat. Gedichte“ (Brockhaus 1911). – „Neuerdings hat er mildere versöhnliche Klänge angestimmt“ (Meyers 1907) – „wird auch der portugiesische Baudelaire genannt“ (Wikipedia)

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