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Veröffentlicht am 3. April 2021 von lyrikzeitung
Peter Huchel
(* 3. April 1903 in Lichterfelde bei Berlin; † 30. April 1981 in Staufen)
Der Knabenteich
Wenn heißer die Libellenblitze
im gelben Schilf des Mittags sprühn,
im Nixengrün der Entengrütze
die stillen Wasser seichter blühn,
hebt er den Hamen* in die Höhe,
der Knabe, der auf Kalmus blies,
und fängt die Brut der Wasserflöhe,
die dunkel wölkt im Muschelkies.
Rot blüht um ihn die Hexenheide,
fischäugig blinkt der Teich im Kraut.
Der graue Geist der Uferweide
wird über Sumpf und Binsen laut,
wo dünn der Ruf der scheuen Unken
tönt wie ein Mund der Zauberei…
Der Knabe horcht, ins Ohr gesunken
sind Wind und Teich und Krähenschrei.
Verzaubert ist die Mittagshelle,
das glasig grüne Algenlicht.
Der Knabe kennt die Wasserstelle,
die anders spiegelt sein Gesicht.
Er teilt das Schilf, das splittrig gelbe:
froschköpfig plätschert hoch der Nick –
und summt und spritzt und ist derselbe
wie einst mit tierhaft wildem Blick.
Und auch der Teich ist noch derselbe
wie einst, da dein Mund Kalmus blies,
dein Fuß hing ins Sumpfdottergelbe
und mit den Zehen griff den Kies.
Wenn dich im Traum das teichgrüntiefe
Gesicht voll Binsenhaar umfängt,
ist es als ob der Knabe riefe,
weil noch dein Netz am Wasser hängt.
Aus: Peter Huchel, Gedichte. Berlin: Aufbau, 1947, S. 22f
*) Hier vermutlich: Angelhaken
Kategorie: Deutsch, DeutschlandSchlagworte: Peter Huchel
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Warum „Angelhaken“ für „Hamen“? Ist eher en Netz, wie auch ein Wörterbuch angibt. https://www.dwds.de/wb/dwb/Hamen
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Das kann es natürlich auch sein. Ich habe die Bedeutung Angelhaken vorgezogen, weil man den typischerweise „in die Höhe hebt“ , das Netz vielleicht eher „herauszieht“, aber ich weiß nicht. DWB hat unter 4. „in der sprache der fischer Niederdeutschlands bezeichnet man durch hamen einen eigenthümlich gestalteten angelhaken aus zinn oder messing, in form eines kleinen fisches, mit einem widerhaken versehen und an einer schnur hängend“.
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