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Veröffentlicht am 21. Mai 2019 von lyrikzeitung
Tudor Arghezi
(* 21. Mai 1880 in Bukarest; † 14. Juli 1967 ebenda)
Eın Tag
Der Tag von gestern ist mir nachgelaufen,
ich hörte ihn gehetzt und hungrig schnaufen,
er glaubte wohl, er sei gleich andren Hunden
mit einer Kette an mein Ich gebunden.
An einem Kreuzweg vor Statuen blieb er stehn.
Da merkte er, er muß nicht mit mir gehn.
Er verlor sich, ohnmächtig, heimatlos verwirrt —
Denn all die Zeit ist er mir nachgeirrt,
hat mich verfolgt bei jedem Schritt und Tritt,
bis in den Mittag lief er mit mir mit.
Wer einen Tag verlor, vielleicht ein Leben,
der suche schnell, weil Nacht kommt und die Nebel sich erheben.
Deutsch von Heinz Kahlau
Aus: Lyrik aus Rumänien. Hrsg. Eva Behring. Leipzig: Reclam, 1980, S. 110
Kategorie: Rumänien, RumänischSchlagworte: Heinz Kahlau, Tudor Arghezi
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