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Veröffentlicht am 9. Oktober 2014 von lyrikzeitung
Ein Jahr danach: Krawalle um den Gezi-Park haben kreative Saat gesät
Von Ceyda Nurtsch, DLR
Junge Lyriker suchen nach Formen einer kritischen, ironischen Dichtung. Fünf Dichter, die bei den Protesten in Istanbul dabei waren, beschreiben die neue türkische Lyrikszene. (…)
„Ich erinnere mich an ein Graffiti: Bei Gezi bin ich der Selbstmord des Jessenin. Würde man alle Graffiti zusammennehmen, hätte man eine lückenlose Anthologie. Hinter jedem Vers verbarg sich eine tiefe Bedeutung und gleichzeitig eine konkrete Praxis, die auch durch Kameraaufnahmen archiviert wurde.“ (Mehmet Altun) (…)
„Das türkische Gedicht nach Gezi wird sich die gesellschaftsbezogene Dichtung, die sie in den letzten Jahren islamistischen Dichtern überlassen hatte, wieder aneignen und politischer dichten.“ (Gökcenur Celebioglu)
Doch auch gesellschaftlich hat sich für ihn im letzten Jahr etwas verändert. So hätten Jugendliche hätten weniger Angst vor Polizeigewalt und Autorität als die vorigen Generationen. Dass Gezi nicht nur eine neue Literaturepoche, sondern eine neue gesellschaftliche Ära eingeläutet hat, denkt auch die in Izmir lebende Neslihan Yalman. Sie ist eine der wenigen Dichterinnen der Türkei. Sie thematisiert Tabuthemen wie weibliche Erotik, Abtreibung und Gebärfähigkeit und setzt sich mit den männlichen Eigenschaften der Sprache auseinander. Sie ist sich sicher: Die neue Dichtung in der Türkei wird kritischer, ironischer und auch melodischer. Und die Gesellschaft über kurz der lang bunter – ungeachtet der Präsidentschaftswahlen.
Kategorie: Kurdisch, Türkei, TürkischSchlagworte: Ceyda Nurtsch, Gökcenur Celebioglu, Mehmet Altun, Neslihan Yalman
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sehr spannend! Hoffen wir auf eine farbenfrohe Gesellschaft – weltweit.
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