65. Später Ruhm

Die Schulden drückten, die Bezüge wurden gepfändet, und zum Schluss verlor er durch die Zwangsversteigerung alles, was er hatte.

Und doch war dies die produktivste Zeit in seinem Leben. Detlev von Liliencron kam viel herum, lernte Land und Leute des Nordens kennen, Leute, denen es oft nicht besser ging als ihm, und er machte nun seinen Traum wahr: Er schrieb. Verfasste Gedichte und Balladen, ein Leipziger Verleger brachte 1883 sogar eine erste Auswahl heraus, doch die Ernüchterung kam schnell: Verkauft wurden in zwei Jahren nur 23 Exemplare. Liliencron wechselte vom Gedicht zum Drama, schrieb nun auch einen Roman (»Breide Hummelsbüttel«) und Erzählungen, der Erfolg allerdings blieb ihm verwehrt. Seine Lage wurde immer trostloser.

Die Deutsche Schillerstiftung erbarmte sich seiner und spendete ihm häppchenweise über 10 000 Mark. Inzwischen waren Storm und Fontane auf ihn aufmerksam geworden, sie sparten nicht mit Lob, und als man 1897 zu einer ersten öffentlichen Sammlung für ihn aufrief, unterschrieb beinahe alles, was in der Kunst Rang und Namen hatte: von Böcklin über Dehmel, Hauptmann, Fontane, Klinger, Liebermann, Raabe bis zu Richard Strauß. Der Ruhm kam dann doch noch. Liliencron wurde Ehrendoktor der Universität in Kiel, Richard Dehmel edierte 1900 zum ersten Mal das Werk, und nun sah man, in diesen neun, später fünfzehn, dann noch einmal acht Bänden, auch seine Leistung, vor allem den vitalen, sinnlichen, bildkräftigen Lyriker mit seinen Naturgedichten, den Balladen und dem Epos »Poggfred«, diesem »kunterbunten« Hauptwerk, in dem er seiner Fantasie, wie Arnold Zweig 1949 notierte, freien Lauf ließ, »mit Göttern, Sternen und Wikingern umspringend, daß es nur so rauchte«. Rilke nannte »Poggfred« 1897 »ein Wunderbuch«, verfasst mit großer Hünenkraft, und Thomas Mann sprach vom »leichtesten, glücklichsten, kecksten, freiherrlichsten Gebilde der modernen Literatur«. / Klaus Bellin, ND 22.7.

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