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Veröffentlicht am 9. April 2023 von lyrikzeitung
Johannes Bobrowski
(* 9. April 1917 in Tilsit; † 2. September 1965 in Ost-Berlin)
Der Muschelbläser Der schöne Luftgeist bläst auf dem Muschelhorn, dem rötlichen, gespitzten, er teilt den Schall mit seiner Hand, der hier- und dorthin fliegt, soviel anders als Ufervögel. Mein Freund, der Luftgeist, liebt in den Weiden dort zu schlafen, und ich lernte schon dies und dies bei ihm, nun lern ich nicht, wie er so leicht nur zu ruhn, an den Rand gelehnt nur der Dunkelheit und immer im Lichte noch, und kindich runden Augs zu erwachen bald. Wie soll ich meinem Freunde gleichen: nur mit der Lieb, ohne Schlaf, im Regen?
Aus: Johannes Bobrowski: Gesammelte Werke in 6 Bänden. 1. Band. Die Gedichte. Berlin: Union, 1987, S. 100
Das Gedicht entstand am 8.6.1958, Erstdruck in: Eckart, Witten/Berlin 1959, H. 3
Kategorie: Deutsch, DeutschlandSchlagworte: Johannes Bobrowski
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