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Veröffentlicht am 9. September 2022 von lyrikzeitung
Mark Strand
(Geboren am 11. April 1934 in Summerside, Prince Edward Island, Kanada, gestorben am 29. November 2014 in Brooklyn, New York)
Die Vorhersagung In dieser Nacht trieb der Mond über den Teich, verwandelte das Wasser in Milch, und unter den Zweigen der Bäume, der blauen Bäume, ging eine junge Frau, und für einen Augenblick kam die Zukunft zu ihr: Regen fällt auf ihres Mannes Grab, Regen fällt auf die Rasenstücke ihrer Kinder, ihr eigener Mund füllt sich mit kalter Luft, Fremde ziehen in ihr Haus, ein Mann in ihrem Zimmer schreibt ein Gedicht, der Mond treibt dort hinein, eine Frau schlendert unter seinen Bäumen, denkt an den Tod, denkt an den Mann, der an sie denkt, und der Wind kommt auf und nimmt den Mond und läßt das Papier schwarz zurück.
Deutsch von Rainer G. Schmidt, aus: Mark Strand, Dunkler Hafen. Gedichte. Frankfurt/Main: Suhrkamp, 1997, S. 42
Kategorie: Englisch, Kanada, USASchlagworte: Mark Strand, Rainer G. Schmidt
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