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Veröffentlicht am 30. Juni 2021 von lyrikzeitung
Veronica Gambara
(* 30. Juni 1485 Pratalboino, Provinz Brescia; † 13. Juni 1550 in Correggio (Emilia-Romagna))
Ich bin nicht frei und hoffe,
nie mehr frei zu sein
(Rime VI)
Ich bin nicht frei und hoffe, nie mehr frei zu sein
von dieser Schlinge, die mich gefangen hat.
Zu tödlich ist die Wunde, denn der Schlag
ging zu tief in mein aufrechtes Herz hinein.
Nie mehr frei von dem Gedanken, mit dem mein
Kopf bei Tag und bei Nacht sich immerzu plagt,
ob du nicht meine Freiheit, die ich dir gab,
verachten wirst, ach, mit einem Herz aus Stein.
Nie frei von Angst und von Qualen nie mehr frei
werde ich sein, noch von dem, was mich verdrießt,
was ich für dich ausstehe zu jeder Zeit.
Schließlich nie mehr frei aus deinem Verlies
werde ich gehen. In mir wachsen bereits
verschiedene Leidenschaften sanft und süß.
VI
Libra non son, né mai libra esser spero
dal crudel laccio ove già fui legata,
perché troppo mortal la piaga è stata
che già ferì mio cor puro e sincero.
Né libra mai sarò da un sol pensiero,
nel qual dì e notte sempre isto occupata,
che la mia libertà, qual t’ho donata,
non sprezzi, ahimè! tuo cor superbo e fiero.
Né libra da timor, né libra ancora
mai sarò da martir, da acerbe pene
che mi affligon per te, crudele, ognora.
Alfin né libra mai da tue catene
starò, crescendo in me più d’ora in ora
varie passion per te soavi e amene.
Deutsch von Tobias Roth, aus: Welt der Renaissance. Ausgewählt, übersetzt & erläutert von Tobias Roth. Berlin: Galiani, 2020 (2. Aufl. 2021), S. 496
Kategorie: Italien, ItalienischSchlagworte: Tobias Roth, Veronica Gambara
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