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Veröffentlicht am 20. Juli 2019 von lyrikzeitung
Gottfried Keller
(* 19. Juli 1819 in Zürich; † 15. Juli 1890 ebenda)
Geübtes Herz
Weise nicht von dir mein schlichtes Herz,
Weil es schon so viel geliebet!
Einer Geige gleicht es, die geübet
Lang ein Meister unter Lust und Schmerz.
Und je länger er darauf gespielt,
Stieg ihr Wert zum höchsten Preise;
Denn sie tönt mit sichrer Kraft die Weise,
Die ein Kundiger ihren Saiten stiehlt.
Also spielte manche Meisterin
In mein Herz die rechte Seele,
Nun ist’s wert, daß man es dir empfehle,
Lasse nicht den köstlichen Gewinn!
Aus: Gottfried Keller: Gedichte. Der Apotheker von Chamounix (Gottfried Kellers Werke. Zürcher Ausgabe Bd. VIII). Zürich: Diogenes, 1978, S. 223f)
Kategorie: Deutsch, SchweizSchlagworte: Gottfried Keller
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