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Kehren wir noch einmal zu einer der Ausgangsfragen zurück. Welche Orte gibt es im Internet, die es mit dem Diskurs traditioneller Kulturzeitschriften aufnehmen können?* Es gibt tatsächlich eine Online-Zeitschrift, die mittlerweile zu einer Instanz für ästhetische Theorie und moderne Lyrik geworden ist: Es ist die seit 2010 betriebene Zeitschrift www.karawa.net, die von den Schriftstellern Konstantin Ames, Tobias Amslinger, Norbert Lange und Léonce Lupette herausgegeben wird. Die jüngste Ausgabe, die Nummer 5 von karawa.net, widmet sich der „Babylonischen Leiter“ – und das entpuppt sich als weit ausgreifende Reflexion über die Aufgaben der Poesie von ihren antiken Ursprüngen bis heute. Im Zentrum steht ein fabelhafter Essay des Dichters Asmus Trautsch, der in seinen Exkursen über die „Musenschrift“ akribisch die Überlieferungsgeschichte zu den neun Schutzgöttinnen der Künste nachzeichnet und sich dabei vor allem auf die Theogonie des Hesiod stützt. Im titelgebenden Aufsatz „Babylonische Leiter“ untersucht der Essayist Stefan Ripplinger das Gedicht „Civitas Dei“ des hierzulande kaum bekannten amerikanischen Dichters William Bronks – eine geradezu mustergültige philologische Entzifferung eines Gedichts, das sich die Frage nach dem Gottesstaat stellt und dabei alles Metaphysische, Geheimnisvolle wegreißt. / Michael Braun, Poetenladen
www.karawa.net No 5
„Babylonische Leiter“, Beiträge von Asmus Trautsch, Stefan Ripplinger, Mara Genschel u.a.
*) Und jetzt bitte die Titel der konkurrierenden „traditionellen Kulturzeitschriften“ im Plural
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