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Literaturkaffee
Vor leeren Tischen oder Schalen braun,
lumpig und langhaarig,
klumpig geknäult und paarig.
Eben aus dem Bette. Blaß wie ein Klaun.
Wollen Sie meine Bilder ..
Sie haben von mir noch nicht ..
Sahen sie mein Gedicht ..
Sie müssen bei mir den Stil der ..
Zeitschriften werden zerkaut.
Philosophen geschlachtet.
Mit gemalten Weibern übernachtet.
Konzerte verdaut.
Grinsende Spießer. Kurfürstendammwelt
– Renndepeschen. Telephon –
schnappen gierig jeden Ton
der vom Künstlertische abfällt.
Letzte Zigarette. Morgens.
Hängende Lider. Mürbe. Schal.
Ach, Ober Sie borgens,
sein Sie auch mal genial.
Erstdruck: Wiecker Bote 4. 1913. Oskar Kanehl (1888-1929) gab 1913/14 in Greifswald die Zeitschrift Wiecker Bote heraus, die 1995 wiedergegründet wurde. Während im Gefolge der 68er Bewegung seine (anarcho-)proletarischen Bände in der Bundesrepublik neu aufgelegt wurden, ist das präproletarische Werk bis auf vereinzelte Nachdrucke vergessen. Band 1 des soeben erschienenen „Pommerschen Jahrbuchs für Literatur“ druckt 15 frühe Gedichte.
Pommersches Jahrbuch für Literatur. Band 1. Hrsg. Karl-Heinz Borchardt, Michael Gratz, Roland Ulrich. Greifswald: Wiecker Bote 2003. 293 S. ISDN: 3-8330-0288-3 (Vertrieb: bod) 20 €
Das Jahrbuch enthält außerdem literarische Texte von: Angelika Janz, Silke Peters, Irmgard Senf, Bert Papenfuß, Sibylla Schwarz, die Reden zum Wolfgang-Koeppen-Preis 1998 bis 2002 für und von Richard Anders, Thomas Lehr und Susanne Riedel sowie Beiträge über Uwe Johnson, Hans Fallada und Wolfgang Koeppen.
/ 19.4.03
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