Schlagwort: L&Poe-Anthologie

Finde du mich

Oda Schaefer (21. Dezember 1900 Wilmersdorf b. Berlin – 4. September 1988 München) Die Verzauberte Den grünen Leib der Libelle, Das Auge der Unke dazu, So treibe ich auf der Welle, Dem murmelnden Mund der Quelle, Die strömt aus dem dunklen Du. Hörst du mich? Siehst du… Continue Reading „Finde du mich“

Mein Beitrag zum Staat

Günter Eich (1. Februar 1907 Lebus – 20. Dezember 1972 Salzburg) BEETHOVEN, WOLF UND SCHUBERT Ach und O sind zwei Gedichte, die jeder versteht. Und verhältnismäßig kurz, sie erfordern keine langjährige Übung im Lesen. Ob sie jedem gefallen, ist eine andere Frage, sie passen… Continue Reading „Mein Beitrag zum Staat“

Horrid Laughter

B.K. Tragelehn Horrid Laughter                                 für K. D. Wolff Karthago ist zerstört und Cato spottet Was ist Rom ohne seine Feinde  Nichts Untergegangen die Armada Spanien  Träumt und Britannia… Continue Reading „Horrid Laughter“

Zurufe

Paul Klee Zurufe Krummfahrer! Bösharrer! Schmutzstarrer! Pelzläuser! Wissbesser! Schmerling! Duckmäuserlehrling!! * Alle alle hatt ich gern und jetzt bin ich kühler Stern. * Grosswendig. Schwerhendig anhaltig-glattfaltig vieleinig. * ferne Seele bitt um Gnade mach mich tief. * weil ich ging ward Abend Wolkenschleier hüllten… Continue Reading „Zurufe“

Klänge

Wassily Kandinsky (* 4. Dezemberjul. / 16. Dezember greg.  1866 in Moskau; † 13. Dezember 1944 in Neuilly-sur-Seine, Frankreich) »München beherbergte damals einen Künstler, der dieser Stadt vor allen andern deutschen Städten durch seine pure Anwesenheit einen Vorrang der Modernität verlieh: Wassily Kandinsky. Was ihn beschäftigte, war die Wiedergeburt der Gesellschaft… Continue Reading „Klänge“

Sie kommen dann / und würgen mich

Selma Meerbaum-Eisinger (Selma Merbaum) 5. Februar 1924 Czernowitz, Bukowina (damals Rumänien, heute Ukraine) – 16. Dezember 1942 Zwangsarbeitslager Michailowka (Ukraine) Aus: Poem Sie kommen dann und würgen mich. Mich und dich tot. Das Leben ist rot, braust und lacht. Über Nacht bin ich tot.… Continue Reading „Sie kommen dann / und würgen mich“

Chanukkah 5692

An Chanukkah 1932, kurz vor der „Machtergreifung“ Hitlers, fotografierte Rahel, die Frau des Rabbiners Dr. Akiba Posner in Kiel, den Chanukkah-Leuchter der Familie vor dem Hintergrund des gegenüberliegenden Gebäudes, das mit Nazifahnen geschmückt war. Auf die Rückseite des Fotos schrieb Rahel Posner einen deutschen… Continue Reading „Chanukkah 5692“

Erwachen

Regina Ullmann (14. Dezember 1884 St. Gallen, Schweiz – 6. Januar 1961 Ebersberg, Oberbayern) Erwachen Ich lag in dir noch unverzweigt, Du tiefer Felsen einer Nacht; So kalt wie Stein und trostesarm. Da fühlt ich plötzlich, wie der Tag Sich an dem Sein im… Continue Reading „Erwachen“

Die alten bösen Lieder

Heinrich Heine (* 13. Dezember 1797 in Düsseldorf; † 17. Februar 1856 in Paris) Lyrisches Intermezzo LXV Die alten bösen Lieder Die Träume schlimm und arg, Die laßt uns jetzt begraben, Holt einen großen Sarg. Hinein leg ich gar Manches, Doch sag ich noch… Continue Reading „Die alten bösen Lieder“

Honig und Sprache

Elvio Romero (1926-2004) SPÄT Jemand erzählt mir etwas aus meinem Land, erinnert mich an seinen Regen, seine unbegreifliche Verlassenheit, formt Worte und Worte, Honig und Sprache, rein, meines Landes. Und dennoch, die Stunde ist vorgerückt. Jemand spricht zu mir . von einem glänzenden Vergehen,… Continue Reading „Honig und Sprache“

Dichterinnen-Netzwerk

Am 11. Dezember 1728 wurde Polyxena Christiane Auguste Dilthey (Christiana Büsching) in Köthen, Anhalt geboren. Sie war gebildet, spielte Klavier und dichtete. Hier die Titel von zweien ihrer Bücher: Proben poetischer Uebungen eines Frauenzimmers. Altona: Korte, 1751 Der Jungfer Polyxenen Christianen Augusten Dilthey, Kaiserl. gekrönten Poetin,… Continue Reading „Dichterinnen-Netzwerk“

Neunter Dezember

Ulrich Koch NEUNTER DEZEMBER Das vollkommene Gedicht ist eine Landkarte in einer menschenleeren Gegend. Ich halte sie in Händen und blicke von oben aus der Vogelperspektive herab. Dort, sehe ich, stehe ich lesend. Es ist ganz einfach. Dann gehst auch du hinein und wirst… Continue Reading „Neunter Dezember“

ENTWURF FÜR EINE NEUE DICHTUNG

Sándor Weöres ENTWURF FÜR EINE NEUE DICHTUNG Auf die Gedichte von Tamas Szentjóby, Dezsö Tandori, Imre Oravecz und anderer unserer jungen Dichter, herzlich „Das Merkmal eines Verses ist der Sinn.” Wozu, gestattet, dann noch ein Gedicht? In Prosa packst du jeden Inhalt leichter, Präzisern… Continue Reading „ENTWURF FÜR EINE NEUE DICHTUNG“

Macht die Nacht die Farben aus

Felix Philipp Ingold Vorspruch Macht die Nacht die Farben aus, dann ist es wieder Zeit und sind die Farben eins. (aus dem Notizbuch eines Malers, anonym, 1942) Ein Ah! ist der Anfang von allem und heisst soviel wie Schra… wie Schwarz. Soviel wie nichts.… Continue Reading „Macht die Nacht die Farben aus“

Wo das abstrakte Wort

Richard Anders Wort Wo das abstrakte Wort grenzenlos  in Duft- frische übergeht,endet auch die Macht dei- nes nach Asche  süchtigen Zunders,  dessen selbstverzehrende Glut fruchtlos ist. Mach dir nichts vor: Der Widerschein deines Au- todafés in Leserköpfen hindert diese nicht daran, im Heu, das… Continue Reading „Wo das abstrakte Wort“