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Veröffentlicht am 23. November 2021 von lyrikzeitung
Richard Dove
Lockdown III Nicht mehr erotisch Rainer Maria Rilke: Eros (1924) Masken! Masken! Daß man Eros blende. Wer erträgt sein strahlendes Gesicht, wenn er wie die Sommersonnenwende frühlingliches Vorspiel unterbricht. Wie es unversehens im Geplauder anders wird und ernsthaft... Etwas schrie... Und er wirft den namenlosen Schauder wie ein Tempelinnres über sie. O verloren, plötzlich, o verloren! Göttliche umarmen schnell. Leben wand sich, Schicksal ward geboren. Und im Innern weint ein Quell. Covid Masken! Masken! Dass uns Covid schone. Wer erträgt sein krasses Nicht-Gesicht, wenn er, präapokalyptisch, so’ne Asche speit, den Frühling unterbricht. Statt der Wesensschau sehn wir Klorollen, die der Vordermann uns grad wegschnappt .. Groß und namenlos ist das Wegwollen, das in dieser Falle uns ertappt. Horch, Pestglocke – hörst du das Gebimmel? Liebste, komm, umarm mich gleich. Kratzen wir Atlantis in den Himmel, mit dir fall ich zeitlos weich.
Aus: Richard Dove: Unterwegs nach San Borondón. Gedichte. Aachen: Rimbaud, 2020, S. 19
Kategorie: Deutsch, DeutschlandSchlagworte: Rainer Maria Rilke, Richard Dove
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