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Veröffentlicht am 8. April 2021 von lyrikzeitung
Bei Sibylla Schwarz lernt das Sonett tanzen, schrieb Walter Hinck. Bei Johann Christian Günther, gut drei Generationen später, lernt sogar das Gelegenheitsgedicht tanzen. Hier die erste Strophe eines Hochzeits-Glückwunsch-Gedichts.
Johann Christian Günther
(* 8. April 1695 in Striegau/Schlesien; † 15. März 1723 in Jena)
Bey der
den 25. Octobr. 1718.
in Leipzig
Winckler- und Kistnerischen
Mariage.
Im Namen einiger guter Freunde.
Nur fort, vergnügtes Paar! und laß dich nichts verstöhren,
Sucht Blumen auf der Brust, werfft Finger in den Schnee,
Und Flammen in den Schooß, und Seuffzer in die Höh,
Last Zimmer, Haus und Wand die sanfften Schmätzgen hören,
Umarmt euch wie der Wein, der Ulm u. Pfahl umschlingt,
Küßt, jauchzet, lacht und spielt, verkriecht euch, hüpfft und springt,
Laßt Lust und Sehnsucht aus und jagt euch um die Wette,
Mit Schenckeln, Mund und Hand, durch Lager, Tisch und Bette.
Aus: Zweyte Fortsetzung oder Dritter Theil Der Sammlung von Johann Christian Günthers, aus Schlesien, Theils noch nie gedruckten, theils schon heraus gegebenen Teutschen Gedichten. Frankfurt und Leipzig: Michael Hubert, 1727, S. 112
Kategorie: Deutsch, DeutschlandSchlagworte: Johann Christian Günther
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