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Veröffentlicht am 9. April 2020 von lyrikzeitung
Ernst Balcke
(* 9. April 1887 in Berlin; † 16. Januar 1912, zusammen mit seinem Freund Georg Heym beim Eislaufen im Wannsee ertrunken)
Land der Toten
Dies ist das Land, das keine Tränen kennt,
doch auch kein Lachen; Sonne nicht, nicht Wetter,
kein Tier, das flüchtig durch die Landschaft rennt,
nicht Winter, Lenz und Sommer. Nur der Blätter
Lautloses Sinken herrscht in diesem Reich;
ein lehmiger Himmel hängt ob dieser Stille
und färbt die toten Schläfer gelb und bleich.
So liegen sie, bis von der Blätter Fülle,
Der toten, sie verschüttet sind, so daß
der schmutzige Geier, der am Himmel zieht,
die Flügel zornig schlägt, und weit das Naß
des gelben Nebels aus den Federn sprüht.
Aus: Ernst Balcke, Versensporn 20. Jena: Edition Poesie schmeckt gut, 2015, S. 26
Kategorie: Deutsch, DeutschlandSchlagworte: Ernst Balcke
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