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Veröffentlicht am 5. September 2018 von lyrikzeitung
Christian Wernicke
(* im Januar 1661 in Elbing / Elbląg; † 5. September 1725 in Kopenhagen)
An unsre teutschen Poeten
Jhr Teutschen wenn die Lieb aus eurer Feder quill’t /
Jhr eure Buhlschafft wolt mit eurem Vers bedienen /
So kriegt man gleich zu sehn / ein marmor-weisses Bild;
Jhr Aug ist von Achat / die Lippen von Rubienen /
Die Adern von Türckies / die Brüst aus Alabast:
Die frembde Buhlschafften sind lang nicht so verhaßt.
Der Welsche betet sie als eine Göttin an /
Und sucht so offt er immer kan /
Vor ihr auf seinen Knien zu liegen;
Es macht sie der Franzos von lauter Witz /
Zur Freundschafft fähig / ja verschwiegen /
Und folgends ein Gefäß ohn eine Ritz;
Der Englische der nichts als was natürlich thut /
Der machet sie von lauter Fleisch und Blut;
Ihr aber woll’t Pigmaljons alle sein
Und machet sie zu Bilder oder Stein.
[1697]
Kategorie: Deutsch, DeutschlandSchlagworte: Christian Wernicke, L&Poe-Anthologie
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