Das Archiv der Lyriknachrichten | Seit 2001 | News that stays news
Liebe L&Poe-Leserinnen und -Leser,
seit Ende 2000 gibt es die Lyrikzeitung, 15 Jahre als Tages-, jetzt als Wochenzeitung. Jeden Freitag neu mit Nachrichten aus der Welt der Poesie. Poetry is news that stays news, sagt Pound. In der heutigen Ausgabe: Kritik der Kritik, Arten der Kritik nach Borges, ferner Drawert und Campbell, Shakespeare, Eva Strittmatter, Clemens Schittko und manches andere. Lesen!
Die Themen in dieser Ausgabe
Katerina Angelaki-Rooke
POETISCHES POSTSCRIPTUM Die Gedichte können nicht mehr schön sein, seit die Wahrheit hässlich geworden ist. Die Erfahrung ist jetzt der einzige Körper der Gedichte, und je reicher die Erfahrung wird, desto mehr nährt und stärkt sich das Gedicht. Meine Knie schmerzen und ich kann mich der Dichtung nicht mehr zu Füßen werfen, nur meine erfahrenen Wunden kann ich ihr schenken. Die Adjektive sind verblüht: Ich kann jetzt nur noch mit meinen Phantasien die Dichtung ausschmücken. Und doch werde ich ihr dienen, immer und solange sie mich will, denn nur sie kann mich ein wenig den verschlossenen Horizont meiner Zukunft vergessen machen.
(2011)
Aus: Katerina Angelaki-Rooke, Die Engel sind die Huren des Himmelreichs. Gedichte, übersetzt von Jorgos Kartakis und Dirk Uwe Hansen mit einem Nachwort von Spyros Aravanis. Leipzig: Reinecke & Voß, 2017
Vermutlich soll man froh sein, daß Gegenwartslyrik, junge zumal, überhaupt besprochen wird. Vielleicht soll man nicht an den zarten Pflänzchen der Kritik herumzupfen. Ich lobe an Kurt Drawert, daß er sich für junge Autoren einsetzt. Schließlich, selbst eine schlechte Kritik ist besser als gar keine.
Ist das eine schlechte Kritik? Mehr über Kurt Drawerts zu Recht lobende Kritik zu Gedichten Paul-Henri Campbells.
An der Systematik wird weitergearbeitet
Clemens Schittko streckt der Welt den Mittelfinger entgegen: Im Gedichtband „Ein ganz normales Buch“ klagt er den Kapitalismus als Grundübel der Menschheit an. Seine Texte sind frei von Metaphern. Er poltert lieber mit der Kunst der Übertreibung. / DLR
Clemens Schittko: Ein ganz normales Buch
Freiraum-Verlag, Greifswald 2016
128 Seiten, 14,95 Euro
Wer kennt Ales Rasanau? Der bedeutendste zeitgenössische Dichter weissrussischer Sprache lebt zurückgezogen in Minsk, macht von seiner Person kein Aufhebens, schreibt jedoch beharrlich an seinem Œuvre, das mittlerweile rund zwei Dutzend Bände umfasst. Seine jüngste poetische Arbeit stellt einen Dialog mit den Schriften des Buchdruckers Franzisk Skaryna dar, der vor fünfhundert Jahren den Psalter ins Altbelarussische übertrug. / Mehr
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geht weiter mit Sonett #24: MIne eye hath play’d the painter and hath steeld, deutsch von Karl Simrock: Mein Auge wird zum Maler, und geschickt
Hier die aktuelle und alle bisherigen Folgen
Ihre Bücher waren begehrt, wurden teilweise als Bückware gehandelt, die Auflagen gingen in die Hunderttausende. Eva Strittmatter legte 1973 mit „Ich mach ein Lied aus Stille“ ihren ersten Gedichtband vor. Da hatte sie schon über viele Jahre Lyrik geschrieben, zunächst im Verborgenen. / Mehr
Am 11. ist Tag der vietnamesischen Poesie, am 12. Darwin Day, am 14. Valentinstag. Am 11. feiert Britannien (bzw. die anglikanische Kirche) den ältesten englischen Dichter, den man mit Namen kennt: Cædmon, der nicht von Poesie wußte, bis ihm im Traum die Dichtergabe erschien, das war im 7. Jahrhundert. Am 14.2. 1989 ruft Ayatollah Chomeini zur Tötung des Schriftstellers Salman Rushdie auf. .Geburtstage haben: am 11. Karoline von Günderrode (1780), Else Lasker-Schüler (1869), Hans-Georg Gadamer (1900), Gerhard Kofler (1949), am 12. Friedrich de la Motte Fouqué, (1777), Abraham Lincoln (1809), Lou Andreas-Salomé (1861), am 13. Elijah Levita (deutsch-jüdischer Dichter, 1469), Sigmund Jähn (1937 – 80. Geburtstag), F.C. Delius (1943), Katja Lange-Müller (1951), am 15. Carl Michael Bellman (1740), am 16. Victor von Scheffel (1826), Alfred Kolleritsch (1931), Makoto Ōoka (1931), Aharon Appelfeld (1932), am 17. Minamoto no Sanetomo (1192), Friedrich Maximilian Klinger (1752), Max Schneckenburger (1819) (Die Wacht am Rhein), Lola Montez (1821), Georg Weerth (1822), Gustavo Adolfo Bécquer (1836), Banjo Paterson (1864), Emmy Hennings (1885), Georg Britting (1891).
Todestage: am 11. 1795: Carl Michael Bellman, 1798: Karl Wilhelm Ramler, 1829: Alexander Sergejewitsch Gribojedow, 1905: Otto Erich Hartleben, 1960: Victor Klemperer, 1963: Sylvia Plath, 1978: Harry Martinson, am 12. Henjō, japanischer Priesterdichter (890), Muriel Rukeyser (1980), Julio Cortázar (1984), Thomas Bernhard (1989), am 13. 1142: Fujiwara no Mototoshi, 1798: Wilhelm Heinrich Wackenroder, 2004: Selimchan Abdumuslimowitsch Jandarbijew (tschetschenischer Dichter, Separatistenführer), am 14. 869: Kyrill von Saloniki, griechischer Slawenapostel, 1826: Johannes Daniel Falk (O du fröhliche), am 15. 1781: Gotthold Ephraim Lessing, am 16. 1656: Johann Klaj, 1907: Giosuè Carducci, 1938: Otto zur Linde, 1939: Jura Soyfer, 2003: Aleksandar Tišma, 2011 – Justinas Marcinkevičius, am 17. 1647: Johann Heermann, 1856: Heinrich Heine, 1970: Shmuel Yosef Agnon, 1998 – Ernst Jünger, 2010: Lucille Clifton, 2015: Philip Levine
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Das niedre Pack, das miese Gesocks schreit ja nur so laut, weil es nichts anderes kann als schreien“, schreibt Hermann Lenz am 25. März 1959 an Paul Celan. Manifest eines ägyptischen Dichters vor 3800 Jahren: „O dass ich unbekannte Sätze hätte, seltsame Aussprüche, / neue Rede, die noch nicht vorgekommen ist, / frei von Wiederholungen, / keine überlieferten Sprüche, die die Vorfahren gesagt haben“. Was Israels Rechte gegen Lyrik hat. Warum Silke Scheuermann gegen das Unverständlich-Verpickelte ist. Benn, ein krasser Fall von Niveauverlust.
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auch wenn du kein Wort sagst – du schweigst in deiner Sprache
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