50. Vermittler

Widersprechen macht vielleicht mehr Spaß als Loben. Und manchmal ist es Pflicht. Ich pieke noch einen Satz aus dem Zeit-Artikel über Eva Hesses Pound-Übersetzungen heraus, diesmal also widersprechend:

Sie ist die einzige Vermittlerin Pounds in deutscher Sprache.

Nana. Einzigartig, darauf hätten wir uns einigen können. Aber diese Absolutheiten – größt, bedeutendst, wichtigst, einzig(st) pp – sind meist falsch. Manchmal bösartig, oft dumm.

Sehen wir davon ab, daß Verleger, Herausgeber, Essayisten, Wissenschaftler, Lehrer auch Vermittler sind (am Literaturinstitut, als es noch nach Johannes R. Becher hieß, sprach der Dichter Georg Maurer kundig über Pound und vermittelte ihn so an junge Dichter, und Leser – für mich wahrscheinlich die erste Spur, die mich neugierig machte, meine Lehrer, auch an der Uni, haben sich da nicht hervorgetan).

Aber solch ein knallig abschließender Satz gehört abgewatscht, weil er aus Unkenntnis, Fahrlässigkeit, Ignoranz, was weiß ich, einen für Deutschland frühen Vermittler unterschlägt. Verschweigen, Spuren verwischen, eine unselige Bürgertugend. Der Dichter Rainer Maria Gerhardt gab Anfang der 50er Jahre „Fragmente. Blätter für Freunde“ heraus. In den Heften 1, 2 und 6 erschienen Poundübersetzungen von Renate und Rainer M. Gerhardt. Gerhardt übersetzte und publizierte auch „das testament des confucius“ nach Ezra Pounds englischer Fassung. In der viele Jahrzehnte nach Gerhardts Selbstmord 2007 erschienenen Ausgabe des Gesamtwerks (bei Wunderhorn) kann man das und mehr genau nachlesen. Aber wozu lesen wenn man schreiben kann?

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