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Diese Gedichte geben vor, Geschichten zu erzählen, aber diese Geschichten lassen durch Verkürzungen und Verknappungen alles in der Schwebe, sie siedeln in einem Zwischenraum, in dem nichts auserzählt wird, sondern alles nur im Modus der Andeutung greifbar wird. Manchmal sind es verstörende Geschichten, unheimliche Kindheitsbilder, grell leuchtende Rätsel. Oder es sind – wie im preisgekrönten Gedichtband „Sommer vor den Mauern“ – poetische Illuminationen, die sorgsam katholische Bilderwelten erkunden, wobei die Aura des Religiösen auf das hellwache säkulare Bewusstsein der Dichterin trifft.
Diese Gedichte, die in einem Gestus leiser Verhaltenheit daherkommen, erreichen eine Luzidität, die man in der Gegenwartslyrik selten antrifft: „Ich gehe durch den Garten / zu den Fröschen, ein Zirpen / zoologische Verwirrung, /am Hangweg zittert Bambus / wieder und da: wieder, mein Jesuit / der auf die achte Plage lauert. / Ich pack den Teich am Schilf / ein Wasserläufer leuchtet auf / verludert, das Jesuitenlachen / klingt durchs Unterholz und nichts / steht fest an diesem Tag, nichts liegt / flach und leblos in meiner Hand.“ / Michael Braun in einem Porträt der Huchelpreisträgerin, Badische Zeitung 31.3.
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