2. Fall Ezra Pound

Die neueste Nummer des «Schreibhefts» nimmt sich des Falles Ezra Pound dokumentarisch an. Es bietet zahlreiche bis heute unbekannte Briefe, Aufzeichnungen, gerade auch zur zeitgenössischen Auseinandersetzung mit diesem Dichter, vor allem während jener Jahre, die er in besagter Verwahrungsanstalt zugebracht hat. Die (übrigens durchweg glänzend übersetzten) Zeugnisse von Charles Olson, William Carlos Williams oder E. E. Cummings, aber auch die Briefe des jungen Marshall McLuhan, der – darin schon ganz Kommunikationspraktiker – Pound dringend anriet, seine Dichtungen auf Tonträger aufzunehmen, bewegen gerade in dieser sinnigen Darstellung (und hilfreichen Kurzkommentierung). Sie sind ideal dazu angetan, ebenso wie das abschliessende grosse Gespräch zwischen Pound und Pier Paolo Pasolini aus dem Jahr 1968, die Beschäftigung mit diesem schillernden Modernisten wiederaufzunehmen. «Spät, sehr spät lernte ich die Traurigkeit kennen», gestand Pound am Ende dieses Interviews. Dank diesem «Schreibheft» erfahren wir mehr über die Gründe dieser Traurigkeit und haben Mühe, dabei nicht melancholisch zu werden. / Rüdiger Görner, NZZ 30.11.

Schreibheft. Zeitschrift für Literatur. Nr. 69, Oktober 2007. Rigodon-Verlag, Essen 2007. E-Mail: Schreibheft@NetCologne.de. 221 S., 12 €.

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