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Jeder Überragende schickt ein Dutzend Große in die Kälte der Vergessenheit. Ein Celan verdunkelt die Eich, Lehmann, von der Vring, Bobrowski und Lavant. Die wir sonst stets die liberale Vielfalt preisen, anerkennen unbeirrt den Monarchen, den Ersten und Einen, die führende Größe, die die schwach Lesenden zusammenhält und ihnen Orientierung bietet. Obgleich doch die Kunst in Höchstformen nur existiert, weil sie im Ganzen von den Vielverschiedenen geschaffen wird. Man muss sogar dem Ranking, das die Geschichte selbst, die Überlieferung vornimmt, zuwider lesen. Erst dann verdient man das kleine und seltene Ehrenabzeichen des Lesers.
Das schickt Botho Strauss in der Zeit 26/03 einem Würdigungsartikel für Konrad Weiß voraus, den vergessenen großen Mystiker-Dichter:
Äußerste Verdichtungen der Sprache, oder besser gesagt: gesteigerte, ausgangslose Erlebnisformen des Deutschen, wie Hamann, Hölderlin, Weiß sie uns übertrugen, sind unverzichtbar, um die Sprache als Dienstmittel, sei es in der Erzählkunst oder der gesellschaftlichen Verständigung, von Zeit zu Zeit stärkend zu unterbrechen, damit sie nicht konstant ihrem Mangel anheim fällt. Dies geschieht unvermeidlich um den Preis der Abgeschlossenheit, denn im Herzen der Verdichtung kann zunächst kein anderer als der Dichter sein.
(Da derzeit kein einziges Buch von Konrad Weiß im deutschen Buchhandel lieferbar ist, verweist die Zeit im WWW dankenswerterweise auf ZVAB , wo es zahlreiche Angebote gibt.)
Im WWW:
Helmut Kreuzer , Ein Blick auf Konrad Weiß und seine Lyrik
Jürgen Brocans Ideale Bibliothek
/ 18.6.03
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