Skeptische Gebete

Miodrag Pavlovic, der serbische Dichter, der in seinen Gedichtbüchern die Mythologie und Geschichte des eigenen Volkes vergegenwärtigt, ist ein gegen Heilslehren allergischer Skeptiker. Er weiss, dass auf die Prophetien von «Glanz und Ruhm» jedes Mal die Schatten folgen, die jede Zukunft verdunkeln. So vermag dieser Dichter bei seinem «späten Gebet in Hilandar» den alten Mythen und der Kraft der poetischen Gebete nur begrenzt zu vertrauen. Sakralität und Profanität liegen in seinen Gedichten im erbitterten Widerstreit. … Nach über dreissig Gedichtbänden und einer Odyssee durch eine lange Geschichte der Ignoranz ist dieser Dichter nun auch im deutschsprachigen Raum angekommen. Seit vielen Jahren lebt Pavlovic zwischen zwei Welten: zwischen seiner Kindheitsstadt Belgrad und seiner zweiten Heimat in Tübingen. Die ersten Versuche, seine von Geschichte und Transzendenz-Fragen aufgeladene Poesie nach Deutschland zu importieren, waren 1968 und noch 1995 fehlgeschlagen, als jeweils ein Auswahlband im Suhrkamp Verlag und später im kleinen Attempto Verlag («Buch der Horizonte») ohne jede Resonanz blieb. / Michael Braun, BaZ 23.5.03

«Usurpatoren des Himmels». Präludium – Fuge und 17 Gedichte. Friedenauer Presse. Übersetzt von Peter Urban. 117 S., Fr. 26.–.

«Einzug in Cremona». Gedichte. Suhrkamp. Übs. von Peter Urban. 184 S., Fr. 39.50.
«Cosmologia profanata». Übs. von Peter Urban. Edition Korrespondenzen. 120 S., Fr. 31.80.

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