orten vernähte alphabetien

Das Dafürhalten im Ende

Wars das?
Ich sprach die Worte
wie Butterbrot.
Unterlegte dem Fett
das Ende,
umspähtes Reimen, meine Manie.

Ists das?
Mich verlegte
aufs Brett die Wende,
geblähtes Aller Anfang
ist Zeremonie!

Wirds das?
Ich verdorrte, bin wach
und war tot.
Mich bewegte das Zett,
als Nest und sein Restgelände,
ich verschmäh es bin es
und orte
vernähte Alphabethie.

10/97

Dieses Gedicht eröffnet den Band

Angelika Janz: orten vernähte alphabetien. Texte
Greifswald: Wiecker Bote 2002
ISBN 3-935458-05-3 (10 EUR)

Im folgenden ein poetologischer Text der Autorin und Links auf weitere Texte und Informationen.

FragMentalität

Erfinden?
Sich einen eigenen Reim auf das machen, was noch gesucht werden will?
Was sich nicht kränkelnd ins Autobiografische zurückziehen will, weil es sich der Textverarbeitung verweigert, bevor der Text da ist, sucht sich eine Methode, die sich möglichst haarscharf vorbeimogelt an erinnerbaren Strukturen, um ungekünstelt frei einem alten literarischen Traum nachzueifern:
daß es gelungene Zusammenstöße gebe zwischen dem eigenen, phantasiebeträufelten Unvermögen zur Verähnlichung weit auseinander liegender Erschütterungen und dem jahrhundertelang praktizierten Trick der Durchbohnrung von Dach-und Bauchdecken zwecks Einschaltung sanft erschütternder Herd-und Nabelschau von langer Hand.
Wohin, wohin so schnell?
Dein eigen formulierter Satz, der literarisch schildern, wildern will, korrumpiert sich, denunziert sich, blamiert sich doch. Ungeahnte Wege und Strukturen der Beliebigkeit; der Sinnraum des durchpflügbaren Anbaufeldes ist längst versalzen. Tonnenschwere Gerätschaft preßt. Immer noch hieß das Schönste und Wahrhaftigste sich spontan, als sei es aus Wohldämmern bislang gerade ein wenig aufgescheucht auf dem Weg zum verstehenden Herzen. Den Zustand des Träumers nannten seine zufälligen Beischläfer Genie, dem aus der Ferne seiner übermüdeten Bedrückung ein Hinüberlangen in die Region der Belangbarkeit gelang. Jeder zusammenhängende Satz über Befindlichkeiten, Situationen, Zustände: er ist so lange überflüssig, wie er sofort in seine im Einzelnen lächerlich und sinnleer wirkenden Bestandteile aufgelöst werden kann, solange sich das sprechende Ich selber als BestandTeil empfindet.
Vernissagegemurmel vor der punktbestrahlten Grellheit fremder Bilder, in Übersetzungsbereitschaft, gierig blind, brechend angefüllt mit offenen Zuweisungen.
Der Horizont vor den aufgeklebten Textkörpern reißt, gebiert das erste Verbot an die Lyrik, das Worträtsel. Seine Anschlußzellen blähen sich erwartungsvoll auf: Die Selbstgewißheit des Buchstabierenden ist immer spekulativ. Wohin gelangen, wenn sich die Ankunft des Gelingens in seine zahllosen Möglichkeiten entzieht?
Angelika Janz,1985/99

 

Letzte Einzelveröffentlichungen:

  • 1996 „Schräge Intention“, edition ch, Wien
  • 2002 „orten vernähte alphabetien“, Lyrik und Prosa, Verlag Wiecker Bote Greifswald
  • In Vorbereitung: Erzählsammlung „Barackenleben“ und Essaysamlung: „In Scheindemokratien“

/ 5.8.02

 

Kommentar verfassen

Bitte logge dich mit einer dieser Methoden ein, um deinen Kommentar zu veröffentlichen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..

%d Bloggern gefällt das: