Schlagwort: zeitgenössische Lyrik

Nachwasser

das lange Gedicht fragt nach dem Weg,
gleichzeitig möchte es Wegbeschreibung sein

das lange Gedicht ist Container für Material und
verwertet, was im kurzen keinen Platz findet

Kirkeeffekt

Da waren vierhundert Kilometer Anlauffläche für den Wind und Strände für das Unglück = einen vorzeitigen
Versabbruch.

Und ich wandere jetzt aus nach Ribnitz.

Weil es sich keiner mehr leisten konnte, ein Gedicht zu schreiben, versagte die Bilanzrechnung, und die Spesenzufuhr versagte auch.

Nur der Tisch und die Tastaturen waren frei.

Wolken

Also fort-da mit der Sonne.
Dann sind endlich auch die Schatten weg.

also diesmal. alors cette fois

also diesmal
ists eine
eine
eine geschichte
von liebe eine geschichte
von großer liebe von liebe
die verrückt ist von liebe
die mordet maßlos

Feld/Webel

387 Wörter, 2 Minuten Lesezeit Heute mal ein Gedicht mit Interpretation – durch die Autorin selbst. Kerstin Hensel DER SOLDATDas ist das Feld.Da gehörst du hin, sagt der Feld-Webel. Hier ist dein Platz, wo Dem Feind die Kugel durch’s Hirn In’s All, verstanden? Verstanden.Die Schläfenblume geht… Continue Reading „Feld/Webel“

Die Geheimen Botschaften von Erik Satie

die poesie glaubt man novalis
ist ziemlich blau blüht der
enzian singen die vom berg
wenn das glas leer ist enden
auch die verse.

1 anagramm u. 1 gedicht

es ist schwer, nicht vom vollmond
zu reden. es ist schwer, nicht zu
sagen, in mondgeflochtenen pantinen
steigt er himmelwärts, der freund

fehlmärchen

kein und aber
verliefen sich im
wald aber erschlug
kein und kein
kind nicht einmal
wind bliebe der
aber vertriebe

Werner Weimar-Mazur †

erde vermischt sich mit schnee
kindheit mit licht
du wirst sterben
und die orangen blühen

Wachhund

ich wache
auf: alle wörter die gesprochen wurden beschirmen uns.

Nicht mal das

in jedem von uns wurde – so tückisch! – das niederträchtige,
abscheuliche Gefühl der Mißachtung, des Hasses gegen Opponenten gesät
Bastarde – Arschlöcher – macht sie kalt – und so weiter

Lichtgrenzen

Wieder zurück
in der Bildlosigkeit,
falschen Angaben Glauben schenkend,
während auf der Straße der Menschenkrieg weiterging.

Als die künstlichen Menschen

Da sitzen sie
etwas zu glatt im Gesicht
und trinken Tee
blicken einander tief in die Augen
oder krümmen sich vor Lachen