Dieses Gedicht

Ulrich Koch

DIESES GEDICHT

wurde unter größten Sicherheitsvorkehrungen geschrieben,
Altersfreigabe: ab 80 Jahre.
Sein Arbeitstitel hieß einmal 
„Alarm! Zu den Tränen!“, aber dann
kam der März.
Alle Appelle an die Vögel, das Licht wieder auszuschalten, 
verhallen im Dunkel.
Bald schlafen seine Vokale 
in zerbrochenen Eierschalen.
Schon vergessen wir unsere Kosenamen, 
die wir uns im Winter gaben: 
Verlorener Schatten, 
Blonder Spann, 
Nieselnde Wasserleiche. 
Von unseren Körpern sollte nie wieder Einsamkeit ausgehen. 
Langsam zum Mitschreiben 
vergeht es. In seinen Fußstapfen
richten sich die Buchstaben 
wieder auf. In immer blutigeren Wellen
geht die Befriedung unserer Wünsche voran.

Aus: Ulrich Koch, Dies ist nur der Auszug aus einem viel kürzeren Text. Gedichte. Salzburg: Jung und Jung, 2021, S. 46

2 Comments on “Dieses Gedicht

  1. Worte
    zur Feder
    in der Hand
    sie wollen nicht
    ihre blutigen Wellen
    zur Befriedung
    ihrer Wünsche
    auf keuschem Blatt
    aufgeschrieben
    haben

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