Elegie der Jugend

Wieland Herzfelde

(* 11. April 1896 in Weggis, Schweiz; † 23. November 1988 in Berlin)

Elegie der Jugend

Wir wachsen auf wie die Schatten im Walde
So zag betastend und körperlos.
Wir kleben an modernder Erde Schoß
Und streben nach lodernder Halde.

Mit Faserhänden saugen wir Licht,
Umklammern es in Verzückung. Doch
In uns lasten Wirrnis und Dunkel noch
Wie Schlamm. Die Sonne kennt uns nicht.

Kreaturen unsrer Erzeuger, erbeben
Vor ihnen wir. Und verfluchen sie.
Ihre Starrheit stiehlt uns das Leben.

In gleichen Gründen verankert wie sie.
Sind andern Göttern wir ergeben
Und lauschen andrer Melodie.

(Wiesbaden, 1913)

Aus: Wieland Herzfelde: Blau und Rot. Gedichte. Leipzig: Insel, 1971, S. 8

Aus dem Nachwort von Stephan Hermlin:

Wieland Herzfelde steht seit mehr als fünfzig Jahren in der Avantgarde der deutschen Kunst. Der Name des Zwanzigjährigen war verbunden mit dem Namen von Else Lasker-Schüler, die sich selbst den Prinzen von Theben und Herzfelde den Roland von Berlin nannte, und denen von Theodor Däubler, Johannes R. Becher, Albert Ehrenstein, George Grosz. Vor der Nase der kaiserlichen Zensoren machte der junge Frontsoldat 1916-1917 seine Zeitschrift »Neue Jugend«, später, in den revolutionären Jahren 1919 und 1920, eine andere mit dem Titel »Jedermann sein eigner Fussball«, von der nur eine Nummer erschien, danach »Die Pleite« und die Zeitschrift »Der Gegner«.

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