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Im Verlag Toubkal erscheint der neue Gedichtband des marokkanischen Dichter Yassin Adnan, der bereits vier Gedichtbände, zwei Sammlungen von Kurzgeschichten und einen Band poetischer Prosa über Marrakesch veröffentlichte. Er sagt über sich: «Je suis un poète trahi par les cafés et les bars de Paris, mais servi par la poésie» („Ich bin ein Dichter den die Cafés und Bars von Paris verrieten und dem die Poesie aufwartete“). Die Poesie wird ihm Zuflucht, wenn es keinen Schutz mehr gibt, Kompass gegen Abwege.
Diese Sammlung ist voller Anspielungen. Er zitiert Abu Taib Al-Mutanabbi, Al-Imam Al-Shafi, aber auch René Char. Der Wunsch, dem poetischen Welt-Gebäude ein Steinchen hinzuzufügen, zeigt sich deutlich in der großen Zahl von zitierten Dichtern. Sie erscheinen auf den Seiten als Boje, die den direkten Weg zum Ufer des Heils zeigt. Durch dieses Verfahren zeigt Adnan, dass die Poesie keine Sprache hat, sie ist einfach die universelle Sprache par excellence, die Sprache, derer sich alle Nationen bedienen können, ohne sich um den Code zu sorgen. Der Dichter zitiert Abdellatif Laâbi, Sadi Youssef, Adonis, Al-Mustanabbî, Ibn Arabi, Bukowski, Bob Dylan, Jack Kerouac, Jacques Brel etc.
Man wünscht sich mehr solcher Produktionen, die der poetischen Schöpfung ihren wahren Wert zurückgeben und sie den Pseudo-Dichtern, die in letzter Zeit grassieren, wegnehmen.
/ My Seddik Rabbaj, Libération (Marokko)
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