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Von Armin Steigenberger
Der Impuls zu dieser Debatte geht von Konstantin Ames aus, der einmal die Frage formulierte, was alles an Bajuwarischem bei Christian Morgenstern zu finden sei, wie es sich abbilde und ob sich darin vielleicht sogar ein kleiner, aber feiner „Antipruzzizismus“ (Ames) finden ließe, der elegant und gewitzt als sanfte subversive Kraft den Texten Morgensterns innewohne. Hiervon gehe ich aus und begebe mich auf die Suche; und begegne sogleich einem Aphorismus Morgensterns: „Beim Dialekt fängt die gesprochene Sprache erst an.“ [1]
[1] Christian Morgenstern, Das Mondschaf steht auf weiter Flur, marixverlag, Wiesbaden, 1907/2014, S. 286.
Bei allen Überlegungen, die ins Dialektale gehen, geht es zunächst (im wahrsten Sinn des Wortes) um den Standpunkt, den point of view– von wo auswird gedacht, gesprochen? Was bedeuten Dialekte? Was genau wird über die klangliche Seite der Dialekte mitgeteilt? Worin unterscheiden sie sich von den Dialekten früherer Epochen? Und wo sind Mundarten mehr als ein unverkennbarer Sound, also mitsamt ihren eigentümlichen Sprachmelodien eine Art Sphärenmusik geografisch klar verortbarer Regionen?
Man darf nicht vergessen, dass regionale Idiome nur von außerhalb exotisch klingen; für ihre Alltagssprecher:innen klingen sie alltäglich, fast banal – und deshalb klingt darin für die Bevölkerung dieser Landstriche selbst vermutlich gar nichts mehr; es klingt nur dann, wenn es an diesen Orten nicht dialektal klingt. Nur das Besondere fällt auf, nicht das, was man alltäglich und sowieso im Ohr hat. Doch in Zeiten der Globalisierung gibt es zunehmend eine Rückbesinnung auf diese ganz besonderen Eigenheiten, die man (meist an sich selbst) schätzen und lieben gelernt hat, die auch vor dem Aussterben [2] bewahrt werden sollen; eine Rückschau, mit der ebenso eine Bewusstwerdung dieser Charakteristika einhergeht. Es ist der Moment, wo man die eigene Mundart beispielsweise als ‚Original-Niederbayerisch’ bezeichnet. Man ist heutzutage welterfahren, multilingual und weitgereist, gibt sich gebildet oderignoriert ganz bewusst ‚das andere‘, in dem man die eigene Nation, den eigenen ‚Schlag‘, als den weltbesten abfeiert. Morgenstern fragte 1907: Wann wird es endlich nur noch eine Nation geben, nämlich die der anständigen Menschen? [3]
[2] Ungeachtet dessen, dass es ein weltweites Sprachensterben gibt, wie es ein Artensterben gibt und hier haben es unsere Dialekte und dialektalen Wendungen und besonderen Ausdrücke, geradezu paradiesisch gut, im Vergleich zu afrikanischen Sprachen, von denen mit ihren letzten Sprecher:innen fast im Zeitraffer täglich eine ausstirbt, wo es überhaupt keine schriftlichen Zeugnisse gibt. Diese gehen mitsamt ihren Mythen und besonderen Sprechweisen, die in ihnen leben, für immer verloren. Nur ein Beispiel ist die letzte Kusunda sprechende Frau aus Nepal, die kürzlich verstarb.
[3] Morgenstern, Das Mondschaf, a.a.O., S.290
Und vor allem junge Leute sprechen heutzutage mehrere Sprachen, aber eine insbesondere: Hochdeutsch. Komme ich heim ins Frankenland, klingt mir meine Mundart erstaunlich nah und rührt mich an. Und das aber nur aus der momentan gefühlten Distanz heraus; bin ich einige Tage da, klingt es bald wieder sehr vertraut und auch ein Stück weit einförmig. Im Gegensatz dazu empfinde ich im Bairischen, das mich in München umgibt, die ganze Bandbreite von umständlich-behäbig über getragen-gemächlich bis hin zu wohlig-mollig. Andere Idiome klingen womöglich nüchtern und schnarrend, militärisch zackig, zickig miauend, schnippisch hochmütig oder sachlich geschwind. Da ich kein Dialektforscher bin, bleiben mir zu Morgenstern ausschließlich Mutmaßungen. Die Quellenlage ist dünn. Das Thema erscheint mir zunächst wie eine Gleichung mit drei Unbekannten.
Was wäre das Bajuwarische? Die Bajuwaren bevölkerten, regiert von Franken im 6. Jahrhundert, eine von allen Seiten zusammengestau(ch)te Region im Bereich des heutigen Bayern plus dem heutigen Österreich und etwas Südtirol. [4] Genau dort spricht man heute auch noch vorwiegend baierische Dialekte. Im Hinblick auf die Ferienziele des Wahlberliners Morgenstern sind folgende Äußerungen nicht unerheblich: „Nicht da ist man daheim, wo man seinen Wohnsitz hat, sondern wo man verstanden wird.“ [5] Und im Jahr 1905 notierte Morgenstern: „Die große Ruhe und der tiefe Friede sind nur bei euch, ihr lieben fernen Berge.“ [6] Drückt sich darin eine Sehnsucht nach Bayern aus? 1906 „reiste er aus gesundheitlichen Gründen in Kurorte in bayerischer, Tiroler und Schweizer Alpenlandschaft, nach Bad Tölz, Längenfeld, Obergurgl, Meran, Obermais, St. Vigil und Tenigerbad“(…)weiß der Wikipedia-Eintrag [7] zu Morgenstern, der also offenbar in den Alpen Rekreation anstrebte.
[4] Morgenstern, Das Mondschaf, a.a.O., S.290
[5] Via Kartenblick lässt sich das gut veranschaulichen und nachvollziehen: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/7/78/Teilungen_des_Frankenreich_unter_den_Merowingern.jpg und https://de.wikipedia.org/wiki/Bajuwaren#/media/Datei:Bairisches_Mundartgebiet.PNG
[6] Posthum erschien der Aphorismenband mit Themen, die chronologisch geordnet und nach Sparten gegliedert, Einblick in die Gedanken Morgensterns geben: Morgenstern, Stufen. Eine Entwickelung in Aphorismen und Tagebuch-Notizen, 1918
[7] Nachzulesen sind diese Zeilen auch hier.
Gibt es etwas speziell Bayerisches? Das etwa im Unterschied zu anderen Ethnien und deren Identitätsdefinitionen als etwas ‚ureigen Bayerisches‘ erklärt (und erlebt) werden kann? Immerhin steht auf der Homepage der Bayerischen Landesregierung Folgendes:
„Bayern ist eine Lebensart. Heiter und gelassen, manchmal etwas eigensinnig, aber immer mit einer gehörigen Portion Wirklichkeitssinn. Echte Geselligkeit und urtümliche Gemütlichkeit gehören zu den bayerischen Tugenden, aber auch Weltoffenheit und Toleranz. Leben und leben lassen, das ist die vielgerühmte „Liberalitas Bavarica“ [8]. Es geht in Bayern vielleicht weniger hektisch zu als anderswo. Dafür hat man hier den längeren Atem und kann zwischen den wichtigen Dingen und den wirklich wichtigen Dingen im Leben noch gut unterscheiden. In Bayern gilt der Grundsatz: viel von anderen lernen, aber nicht den anderen alles nachmachen. Vielleicht ist es Bayern deshalb gelungen, immer auf der Höhe der Zeit zu sein und trotzdem die unverwechselbare eigene Identität zu bewahren.“ – Kaum eine Landesregierung scheint ihre Bürger so genau zu kennen; wir lesen voller Ehrfurcht über die „Altbayern: Sie bewohnen die Regierungsbezirke Oberbayern, Niederbayern und Oberpfalz. Mit rund 6,4 Millionen Menschen bilden sie gut die Hälfte der bayerischen Bevölkerung. Weltoffenheit, Beharrungsvermögen und ein angeborener Sinn für alles Musische machen diesen Menschenschlag weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt und beliebt.“ [9]
[8] „Inschrift über dem Kirchenportal des Augustinerchorherrenstifts Polling aus dem 18. Jahrhundert (…) Ausdruck für eine typische bayerische Freizügigkeit (…) entwickelte sich zum politischen Schlagwort und Kampfbegriff“. (Dass der Freistaat Bayern sich ein Motto in der Sprache einer ehemaligen Okkupationsmacht, nämlich der römischen, auserwählt, ist zumindest eine Randbemerkung wert.)
[9] Zu finden unter: https://www.bayern.de/unser-bayern/menschen-in-bayern-tradition-und-zukunft/
Die Zunge, der Gaumen, der ganze Kropf und Kragen mögen Bayerisch klingen, auch das Gehirn muss sich diesem Denken anpassen. Mit dem bewussten Sprechen eines Dialektes (sowie auch dessen Ablehnung) geht immer auch eine Mentalität, Denkweise, Einstellung, Gesinnung etc. einher. [10]
In der österreichischen TV-Late-Night-Show Willkommen Österreich äußerte der Moderator Christoph Grissemann im Gespräch mit Gerhard Polt: „Es ist natürlich auch dieses bayerische Idiom, das du hast, das sozusagen das Unaussprechliche, das Entsetzliche, hörbarer, appetitlicher, leichter macht. Wärst du jetzt einer, der Düsseldorfer ist, könnte man diese Sachen gar nicht so auf der Bühne so sagen, dass es die Leute zum Johlen bringt,“ worauf Polt entgegnet, Loriot – der dem mecklenburgischen Adelsgeschlecht Bülow entstammt – habe ihm gesagt: „Eine Beerdigung oder tragische Sachen möchte er gerne in einem bayerischen Ton hören, weil dann wirkt’s nicht so schlimm.“ [11]
Das deckt sich mit der Auffassung, die bayerische Mundart sei anheimelnd, behaglich, herzerwärmend und verströme Temperatur – egal, was im Einzelnen gesagt werde. Fassbar im Sinne von nachweislich ist das natürlich nicht. An dieser Stelle kann und muss man einwenden, dass sowohl Hitler als auch Himmler ein bayerisches Idiom hatten, das deutlich zu hören war und das deren Aussagen gewiss nicht abgemildert hat. Für mich klingen die halblauten Aufnahmen Hitlers [12] und Originalaufnahmen Himmlers durch den Anschliff des Dialektes sogar noch drastischer. Auch beim in Rosenheim geborenen Göring hört man in Tonaufnahmen sein ratterndes Zungen-R. Damit scheint dieses Narrativ nicht haltbar.
[10] Vgl. hierzu auch die pointierte Stellungnahme der Philosophin Elsbeth Wallnöfer zum Thema Tracht im Programm von Deutschlandfunk Kultur, zum Nachhören unter der URL: Tracht tragen – Die Lederhose als politisches Werkzeug (deutschlandfunkkultur.de)
[11] Nachzuhören ist die Sendung Nr. 479 vom 13.10.2020 mit Gerhard Polt als Studiogast teilweise in der TVthek des ORF, vollständig im Fankanal auf Youtube. Das Zitat selbst von 39’54’’ bis 41’25’’.
[12] Hitler spricht in einem inoffiziellem Gesprächsmitschnitt eines Tontechnikers in einem Salonwagen vom 4. Juni 1942 anlässlich des 75. Geburtstags eines finnischen Obersts; Reichsführer-SS Heinrich Himmler spricht im Oktober 1943 bei einem geheimen Treffen in Polen vor SS-Offizieren zur geplanten Ausrottung der Juden.
Wie sich dies nun mit dem 1871 geborenen Münchner Christian Morgenstern verhält, ob seine Gedichte ein Gran dieses subversiven Gemisches enthalten, lässt sich nur vermuten. Es sieht so aus, als kichere in seinen besten Gedichten schon auch jener dunkelsinnige, anarchistische Humor, der nicht immer lustig ist. Es sieht so aus, als riebe sich Morgenstern mit großer Lust an jenem preußischen Geist todnüchterner Vernunft, als schösse sein Humor und seine hochoriginelle Sprachlust nur deshalb so wild ins Kraut, weil es einen Widerstand gibt.
Doch wogegen? – Was generiert eigentlich bei Morgenstern jenen schillernden, artistischen, pfiffigen Sprachwitz? Ich nehme einen Umweg über Herbert Achternbusch, dieser sagt über den anderen großen Münchner Karl Valentin: „Er hat natürlich viel aufgenommen, was Bayern so normal sagen.“ Gibt es dieses ‚normal’, also diese Normalität, auch bei Christian Morgenstern? Der Dichter redet nicht ‚einfach so daher’, Morgenstern ist besonnen, geschickt und raffiniert, er baut aus seinen Worten und seiner Sprache sprachgewitzte Gebäude, die gleichzeitig sehr eindrucksvoll sind: Liedhaftes, Gereimtes und Strophen, die sich durch ihre Liedhaftigkeit und ihren narrativen Duktus einprägen. Viele der Morgensternismen sind rein sprach(spiel)generiert, wie der bekannte Zwölf-Elf, der Gingganz u.a. Morgenstern ist dahingehend für seine Zeit sehr innovativ, da er sich aus der Sprache und ihren Möglichkeiten selbst den Stoff für seine Dichtung holt. Ist das allein nicht schon ein subversiver Akt? Dazu noch einmal Achternbusch: „Das bayerische Volk sagt so viel Schmarrn, weil es immer so unterdrückt worden ist, dass’ (…) mehr plappern als red’n (…), aber diese Glücksmomente der sprachlichen Verirrung werden immer weniger, weil sie werden ja auch so tüchtig, sie laufen auch hinter den Lemmingen her.“ [13] Diese „Lemminge“ gab es zu Lebzeiten Morgensterns auch schon.
Geht es in obigem Gedicht wirklich nur um den Buchstaben a, der „ab“ bedeutet und z, der „zu“ bedeutet? Oder geht es hier um mehr? Vielleicht um den deutschen Geist als solchen, „das Deutsche“ an sich? Der völlig deutsche® Gegenstand beinhaltet gleich mehrere Seitenhiebe und ein sibyllinisch verschmitztes Lächeln; ich glaube sehr wohl, dass auch Morgenstern diese bewusst herbeiführen wollte.
[13] In der Dokumentation Karl Valentin – Ein Hungerkünstler, in der Reihe Deutsche Lebensläufe, Staffel 3, Folge 3 (60 Min.), Deutsche Erstausstrahlung: Do 03.02.2005, Südwest Fernsehen, das Zitat bei 8’09’’
Dennoch ist die Frage, inwieweit Morgenstern ein unbewusster (also im Mundartlichen verwurzelter) Bajuwar war oder eher doch sprachlich gesehen aufs Kosmopolitische ging und sein Idiom i.d.R. bewusst nur als Spielform begriff. War Morgensterns Dichtung eine Plattform für politische Äußerung, für (innere, sanfte) Subversion?
Wenn, dann zeichnet sich hier etwas eher Subtiles ab. „Dort, wo dann die Sprache an ihre Grenzen kommt, wo die Verwirrung unaufhebbar ist (…)“ [14], setzt Absurdität ein. Und selbst in der Fantasiesprache des Großen Lalulā ließe sich Dialektales feststellen, zumal sich die erste Strophe mit Gaumen-R schwierig aussprechen lässt, aber die Schlusszeile Siri Suri Sei []! habe ich immer als sehr bayerisch gelesen. Hier und anderswo scheint es, als sei für Morgenstern das Bayerische „eine Gelegenheit, nicht-normiert zu sprechen; es geht (…) dabei nicht ums Lokalkolorit und ist auch keine provinzielle Klangpinselei.“ [15]
[14] Ebd., das Zitat bei 3’49’’
[15] Konstantin Ames über das poetische Debüt von Walter Fabian Schmid im Literaturforum Signaturen
An dieser Stelle möchte ich in kurzem Anriss das Dialektale in der Primärliteratur Morgensterns zusammenstellen. Blicken wir einmal in die Originale hinein. Süddeutsch gedacht und die süddeutsche Aussprache und etwas Wissen um spezielle Aussprachen sehe ich eindeutig umgesetzt in Das Hemmed [16], kumm, verreckt, Es horcht, im Dustern, ruckweis, stille Stübel, nannt sich zwanzig (= ch-Auslaut), dagegen jedoch: (…) Wochenchronik: / (…) Honig! (g-Auslaut), halber ilf, früh und spat [17] (Reim auf Apparat), der Maultierbankert, und fürchtet sich vor niemand nicht – mit doppelter Verneinung, ganz süddeutsch also.
[16] Das Hemmed, aus: Das Hemmed / Galgenlieder, S.69, Alle Galgenlieder, Ausgabe Insel-Verlag 1954; kumm, aus: Die beiden Esel / Galgenlieder, S.53, ebd.; verreckt, aus: Die beiden Esel / Galgenlieder, S.53, ebd; Es horcht, aus: Nachtbild / Galgenlieder, S.36, ebd.; im Dustern, aus: Der Mondberg-Uhu / Galgenlieder, S.50, ebd.; ruckweis, aus: Der Mondberg-Uhu / Galgenlieder, S.50, ebd.; das stille Stübel, aus: Das Weiblein mit der Kunkel / Galgenlieder, S.45, ebd.; nannt sich / zwanzig, aus: Das Problem / Galgenlieder, S.50, ebd.; Wochenchronik / Honig, aus: Das böhmische Dorf / Palmström, S.50, ebd.; halber ilf, aus: Des Galgenbruders Gebet und Erhörung, S. 33 ebd.
[17] früh und spat aus: Mogel / Klaus Burrmann, der Tierweltphotograph, S. 215, Christian Morgenstern, Das Mondschaf steht auf weiter Flur, marixverlag, Wiesbaden, 2014; Maultierbankert aus: Droschkengauls Wintertrost, II / Nachlese zur Galgenpoesie, S. 201, ebd.; und fürchtet sich vor niemand nicht aus: Mogel /Klaus Burrmann, der Tierweltphotograph, S. 215
Ist es, wie Ames sich ausdrückt, ein Akt ästhetischer Widerständigkeit gegen die preußische Kulturhegemonie? Es gibt auch einmal ein nich [18], das – wenigstens für bayerische Ohren – hochdeutsch oder sogar ‛preußisch’ klingt. Ebenso der Tischler, der in Bayern eigentlich durchweg der „Schreiner“ heißt. Dahingestellt bleibt, inwiefern manche/etliche/viele dieser Stellen auch dem Reim geschuldet sind [19], wo es Morgenstern nicht so eng sah und dies ggf. sogar ausnützte, um aus einer Silbennot eine Worttugend zu machen.
(…)
Wie anders doch, gleich bajuvarschen Hieseln,
die ganze Welt mit fester Faust zu schöpfeln
die letzten dicken Wämser aufzuknöpfeln. [20]
[18] nich aus: Das Lied vom blonden Korken / Galgenlieder, S.61, Alle Galgenlieder, Ausgabe Insel-Verlag 1954; der Tischler aus: Der Gaul / Galgenlieder, S.84, ebd.
[19] Ein Wiesel // saß auf einem Kiesel // Inmitten Bachgeriesel. // Wisst ihr // weshalb? // Das Mondkalb // verriet es mir // Im Stillen: // Das raffinier- // te Tier // tat’s um des Reimes willen.
[20] Vgl. den Eintrag ‛Hiesel’ im DWB.
Christian Morgenstern schreibt über Berlin, Preußen und dessen Architektur – dabei kann man geteilter Meinung sein, inwieweit er hier einen gewissen Schmäh auslebt, also ob auch eine gewisse ironische Spitze in den Empfehlungen an Berlin liegt. Immerhin scheinen „Improvisation, Ingenium, Genialität“ nicht Preußens Stärke zu sein, dagegen der „Fleiß, der Gedanke[n] der Zucht“, sein Zugang zur Kunst komme aus seinem „schlichten, nüchternen Geiste“, Morgenstern spricht von „edlen, strengen, fast nüchternen Gebäude[n]“:
„Das Talent zur Disziplin ist die Wurzel von Preußens Größe. Möge es dies Talent feiner und feiner ausbilden und dafür lieber auf Gebieten nachstehen, wo es auf Improvisation, Ingenium, Genialität schlechtweg ankommt. (…) Alles, was am Genie Fleiß ist, also vier Bestandteile von fünf mögen ›preußisch‹ genannt werden. Preußen, wenn irgend ein Land, hat noch den Gedanken der Zucht. Hier ist sein Weg zu seiner Höhe, wie er es immer gewesen.
Darum soll Berlin das preußische Element in sich nicht abtöten, sondern steigern (…) Der Preuße hat keinen andern Weg zur Kunst als den der Einfachheit. Pracht wird bei ihm zu Schwulst, Luxus zu Unsittlichkeit. Er bleibe Brandenburger und sei stolz auf sein Land und seinen Breitegrad und äffe nicht in kompilatorischem Wahnsinn ihm ganz fremde Kulturen nach oder nehme sie wenigstens so weit in sich auf, daß er sie ganz aus seinem schlichten, nüchternen Geiste wiedergebäre (…)”
Ebenfalls um Disziplin geht es in folgendem Zitat: „Disziplin ist Abkürzung. Deshalb kommt der Norddeutsche schneller mit seiner Arbeit vorwärts als der Süddeutsche, wobei er durchaus nicht der Produktivere zu sein braucht.“
Berlin kommt dabei an anderer Stelle sagenhaft gut weg:
„Ich lese von einer Spielzeugausstellung in Berlin. Und zwar einer Ausstellung von Dilettanten verfertigter Dinge, als da sind Dörfer aus Streichholzschachteln, rollendes Material aus Garnspulen, ein Haus aus einer Eierkiste und Zigarrenbrettchen usw. Mir lacht das Herz. Seit manchem Jahre schmähe ich das luxuriöse moderne Spielzeug, diese echte Aus- und Nachgeburt einer materialistischen Periode, – und nun erhebt endlich wieder das Spielzeug unserer Kindheit das bescheidene und phantasievolle Köpfchen. Man sieht den Geist wieder bei der Arbeit, nach und unter so viel ödem Bildungsphilistertum wieder den Geist und die Liebe.“ [21]
[21] In der Rubrik Erziehung/Selbsterziehung im Band Stufen (BookRix-Edition, E-Book, 2008, S. 86) oder online im Projekt Gutenberg.
Hier ergreift Morgenstern Partei. Es scheinen Morgensterns Tugenden 1:1 genannt, wo er also dem Einfallsreichtum, dem kreativen Spiel, viel mehr Wertschätzung zukommen lässt. Die anfängliche Annahme, Morgenstern verübe – verkürzt und in Klischees gesprochen – Subversion, weil ihm als Bayer die preußische Ader (als Lebensstil) zuwiderläuft, kann ich hieraus noch nicht wirklich ableiten. Doch vielleicht aus dem Folgenden?
Der E.P.V.
(Dem 2. Garderegiment zu Fuß)
Der Exerzierplatzvogel singt,
sobald des Trommlers Fell erklingt.
Es nimmt voraus, das kleine Vieh,
des Schwegelpfeifers Tirili –
indem sein Köpflein nicht begreift,
warum derselbe noch nicht pfeift. –
Auf seinem Ast im Himmelblau
sitzt unentwegt der E.P.V.,
sein Lied zu pfeifen stets parat,
ein nie versagender Soldat.
Hier scheint mir zumindest via Militär(musik) ein gutgelaunter Spott evident zu sein, die ‚Gegenwelt‘ ist die Stimme eines Vogels, der sich adaptiert. Darin kommt einmal die ganze frohe anarchische Heiterkeit zutage, das Vergnügen, sich an der militaristisch hölzernen Sprache und ihrer abgehackten Form zu reiben. Schon allein diese ökonomistische Abkürzungsmanie(r) wird hier vorgeführt und reimtechnisch brillant ausgeweidet.
Ziehen wir mit Eduard Engels „Deutscher Stilkunst“ [22] eine weitere Quelle heran. In diesem aus heutiger Sicht sehr ambivalenten Werk gibt es etliche Stellen, die den am Anfang des Jahrhunderts immer noch virulenten, sprich vorherrschenden (Un-)Geist, was deutschen Stil angeht, 1:1 wiedergeben, der sich mit großer Wahrscheinlichkeit auch gegen Morgenstern gewandt hätte.
Aus der Ausgabe von 1922 [23]: „Ist man einmal argwöhnisch gegen einen dieser Preziösen geworden, und das wird jeder unverbildete Leser nach einigen Seiten, so verfangen alle jene noch so scheingeschickt versteckten Stilkniffe nicht. Durch all den verschnörkelten Wortfirlefanz hindurch erkennt man einen Schreiber, der die einfachsten Dinge aufzubauschen trachtet, also einen mit Bismarck zu reden ‚hypothekarisch belasteten‘ Geist. All seine Mühe ist umsonst, wir kennen seine Künste bald so genau, daß uns nur der Widerwille oder die Selbstachtung hindert, sie spottend nachzuahmen.“
[22] Dieses Standardwerk erschien, seit 1911 in insgesamt 38 Auflagen, bis 1931 und wurde 2016 neu aufgelegt von Die Andere Bibliothek, Mit einem Vorwort von Stefan Stirnemann.
[23] Eduard Engel, Deutsche Stilkunst (alle Zitate finden sich auf S. 54f., das Anfangszitat auf S. 52, verwendet wird für die Seitenzahlen die Zählung des Onlinedokuments, nicht die alten Seitenzahlen.)
Das lässt tief blicken, denn Bismarck als richterlich mahnende Instanz und Über-Ich gegen den verschnörkelten „Wortfirlefanz” in Stellung zu bringen, sagt alles. Im weiteren8 Verlauf dieses Absatzes ’goethelt’ es, der „Schnörkelstil, Wortdrechselei, die Satzverrenkung bei all diesen Schnörklern“ sind alle der „preziösen Eitelkeit“ geschuldet – und alles in allem geht es Engel immer und immer wieder um die Wahrhaftigkeit im Ausdruck; dieser sollte „einfach, schlichtwahr und klar“ sein. Bekanntermaßen wendet Engel sich auch gegen die „Ausbünde an Fremdwörtelei“, wir lesen: „Und da sich hinter pomphaft klingenden Fremdwörtern und vornehmtuerischer Pücklerei (…) die einfachsten und einfältigsten Gedanken am leichtesten verstecken lassen, so ist das Maccaroni-Deutsch die geeignetste und allernatürlichste Sprache der Stiläfferei.“
Bismarck wird übrigens lobend erwähnt, die „Emser Depesche“ (ein Akt der Provokation mit den bekannten Folgen) wird von Engel stilistisch untersucht und weitestgehend als positives Beispiel hervorgehoben.
Aus all diesen teils auch tragisch-amüsant zu lesenden Einlassungen geht, wie ich finde, ganz klar hervor, was Literatur und ihre Rezeption – auch wenn es in obigen Zitaten vornehmlich um Prosa geht – zum damaligen Zeitpunkt bedeutet hat, d. h. welche Paradigmen anno 1911, drei Jahre vor Morgensterns Tod, und welche Bedenken für die Literatur vorherrschend waren. Der ‚freie Geist‘ als Musterbild – von Engel eigentlich zum Ideal erhoben (ein Ideal übrigens, dem z. B. Nietzsche durchweg huldigt), – wird hier freilich durch die dumpfe, schwere und „bürokratische“ Enge sowie dem iterativ vorgebrachten, pedantischen Pochen auf das Wahre, Einfache (und Schöne?) unterminiert sowie mit einer minuziösen Schwerpunktsetzung auf hochnüchterne Akkuratesse und Mäßigung im Ausdruck mitsamt einer Art vorbildlicher Sorgfaltspflicht, „die sich in die Seele seines Lesers (…) oder doch eines gewissen guten Durchschnittes versetzen kann“ (S. 18), arg beschränkt.
„Humor ist äußerste Freiheit des Geistes. Wahrer Humor ist immer souverän.“ [24] Das scheint mir ein Schlüsselsatz zum Verständnis Morgensterns zu sein. Humor war zu allen Zeiten ein starkes Mittel zur Subversion. Und natürlich nie offen, sondern immer verdeckt; so kann man es immer abstreiten, sich unverfänglich geben – honi soit qui mal y pense! Man macht sich Luft, indem man über seine Herren lacht, und heißen diese auch sture Vernunft, preußische (Ver-)Ordnung; oder heißen sie Autorität, Ernst und vierschrötiger Geist; oder heißen sie hässlich bellender Militärdrill und blinder Gehorsam. Dann reizen sie ganz besonders zum Lachen. Etwas ist schon lange nicht mehr so bedrohlich und übermächtig, wenn man darüber lachen kann. Etwas wird schlichtweg lächerlich [25].Humor ist ein gutes Ventil. Gibt es einen speziell bayerischen Humor?
Über Karl Valentin heißt es, er sei „ein Auftreiber mit wildem Humor“ [26] gewesen, ein Opfer der „schwarze Pädagogik“ seiner Zeit. „Sein Humor ist tragisch unterfüttert. Wir spüren den doppelten Boden, die bohrenden Fragen nach unserer Verankerung in der Welt.“ Mindestens letzteres ist ebenfalls Kern und Gegenstand Morgensternscher Poesie.
[24] Morgenstern, Das Mondschaf, a.a.O., S.283
[25] Es ist sicherlich eine der größten Ängste jedes Despoten, innerhalb einer illiberalen Demokratie, eines autokratischen Systems oder einer offensichtlichen Diktatur in all seiner völlig ernst gemeinten pompös-kitschigen Machtprotzerei als lächerlicher Popanz zu gelten.
[26] In der oben bereits erwähnten Valentin-Dokumentation, (bei 10’39’’), „sein Humor ist tragisch unterfüttert…“ (bei 3’14’’).
Bei Karl Valentin glaube ich einige oder sogar etliche Gemeinsamkeiten zu Christian Morgenstern zu erkennen. Was auffällt, ist die Ähnlichkeit seines Humors sowie der Weltsicht, die ganz eigene, leicht entrückte, sprich ‛ver-rückte’ Sichtweise samt einer Fokussierung auf gewisse Schnittstellen, an denen das Absurde erkannt, unterstrichen und zum Thema wird; ich möchte fast sagen: ein punktgenaues Hinschauen auf die kleinen Ritzen in der Alltagslogik, an denen das Absurde hervorquillt wie Schaum aus einem aufgeplatzten Kleidungsstück; genau hier setzen Morgenstern und Valentin an – und immer geschieht es wie selbstverständlich und so halb nebenbei. Und immer schlagen beide, Morgenstern und Valentin, humoriges Kapital aus diesem wüst klaffenden Vakuum; immer blüht genau dort, wo man mit Logik nicht weiterkommt, wo die Leerstelle beginnt, die Komik: „Das Wort reißt Klüfte auf, die es in Wirklichkeit nicht gibt. Sprache ist in unsere termini [sic] zerklüftete Wirklichkeit.“ [27]
Henri Bergson notiert zum Thema Situations- und Wortkomik: „Das Komische ist die Seite im Menschen, mit der er einer Sache ähnelt, die Ansicht menschlicher Vorgänge, die durch ihre eigenartige Starrheit schlechtweg eine Imitation des Mechanismus, des Automatismus, kurz der unlebendigen Bewegung darstellt. Es drückt also eine individuelle oder kollektive Unvollkommenheit aus, die unmittelbare Korrektur verlangt. Das Lachen ist eben diese Korrektur. (…) Das Starre, Stereotype, Mechanische im Gegensatz zum Geschmeidigen, immerfort Wechselnden, Lebendigen, die Zerstreutheit im Gegensatz zur Gespanntheit, kurz der Automatismus im Gegensatz zur bewussten Aktivität, das ist es schließlich, was durch das Lachen unterstrichen und womöglich korrigiert wird.“ [28]
[27] siehe https://beruhmte-zitate.de/autoren/christian-morgenstern/
[28] Diese Stelle aus Bergsons „Das Lachen“ ist auch online zu finden in den Signaturen.
Karl Valentin und Christian Morgenstern sind so ähnlich wie sie unterschiedlich sind. Kenne ich Karl Valentin aus Filmmaterial und Tonaufnahmen durch Intonation und Körpersprache, ja Akrobatik, habe ich Christian Morgenstern nie sprechen hören und nur eine recht vage Vorstellung von seinem Äußeren. Wo die ‚Freakshow‘ Karl Valentins mit vollem Körpereinsatz seiner hochaufgeschossenen, grazilen, spindeldürren Figur seine Hanswurstiaden noch unterstreicht, kenne ich Morgenstern nur aus seinen schriftlich fixierten Worten.
„Valentin laborierte (…) an einer Lungenentzündung, nachdem man ihn nach dem letzten Auftritt versehentlich im Kabarett eingeschlossen hatte. Valentin musste die ganze Nacht in dem unbeheizten Gebäude verbringen. Zwei Tage später wurde er auf dem Planegger Waldfriedhof beerdigt. Offizielle Vertreter der Stadt München oder deren Theater befanden es nicht für nötig, an den Trauerfeierlichkeiten teilzunehmen.“ [29] Ähnlich unrühmlich wird bis heute mit einem anderen großen Sohn seiner Stadt, Christian Morgenstern, umgegangen. Selbst bei runden Jubiläen ist er kaum eine Erwähnung wert. Am 6. Mai 2021 jährt sich zum 150sten Mal sein Geburtstag.
[29] Nachzulesen auf der Seite des BR.
„Eine der schönsten und symptomatischsten russischen Sitten ist die Anrede beim Vornamen. Eine ganze Welt von Zopfigkeit liegt in unserem Herr, Fräulein, gnädige Frau.“ [30] Hier denke ich, dass gegen all diese steifen Formalismen Morgensterns Lyrik mit ihrer sanften, anarchischen, humorvollen Seite rebelliert. In diesem Aphorismus klingt die Abneigung gegen die alten formal-hochgestochenen Zöpfe an. Wie verhält es sich aber generell mit Morgensterns Verhältnis zu Autoritäten und staatlicher Willkür? Folgendem Stück wurde sogar nachgesagt, gewissermaßen Kafka vorwegzunehmen. [31]
[30] Quelle: Stufen (s.o.)
[31] „Morgenstern baut bereits vor-kafkaeske Welten, um die Absurdität eines verwalteten Lebens zu zeigen.“ Aus: Morgenstern am Abend. Lesung im Lyrik Kabinett. In: Süddeutsche Zeitung 2014, zitiert nach https://de.wikipedia.org/wiki/Christian_Morgenstern#cite_note-10
Gesichert ist, dass es Dialekte gibt, und selbstverständlich regional unterschiedliche Redensarten, „endemische“ Wendungen und schnelle Phrasen, bei denen Aufwachsende wohl nicht registrieren, dass es so und nur so nur im eigenen Landstrich gesagt wird. Ganze Ausdrucksweisen, die man genauso unbewusst weitergibt, wie auch den dialektalen Zungenschlag der eigenen Region. In der heutigen Zeit ist das durch die Mechanismen der Globalisierung ziemlich in Auflösung begriffen.
Obwohl für mich feststeht, dass Christian Morgenstern seine Mundart gut ins Spiel bringt, um – gekoppelt mit einem feinen, raffinierten, stellenweise anarchistischen, teils sehr spielerischen Humor – ein gewitztes Spiel zu treiben, geht es dabei weniger um ein Ausleben von angestautem Ressentiment oder zielgerichteter Rebellion. Ich sehe bei Morgenstern keine wirklich greifbare Aufsässigkeit; ich sehe kein hartes oder systematische Frontmachen, beispielsweise gegen alles hochgestochen Preußische, kein dringliches Anliegen, beispielsweise gegen Autoritäten zu wettern, um etwa den preußischen Stechschritt aus dem Takt zu bringen und mit ihm all das Bürokratische, Lakonische, Schnarrende deutscher Amtsstuben und Kanzleien. Es ist vielmehr die ungebremst (wort)spielerische Freude und ein durchweg gutgelaunter Spott, manchmal getarnt, manchmal offensichtlich und regelrecht aufgedreht, manchmal beschwingt und charmant sprachverliebt, manchmal spitzzüngig, elegant und doch erratisch. Ein Augenzwinkern, Brauenheben. Ein launiges Witzeln und Spötteln in der bewusst gewählten Rolle des mitunter ulkzüngigen Untertans, sprich die Lust, sich sprachlich am Hochoffiziösen zu reiben. In Morgensterns ästhetischer Widerständigkeit im Spannungsfeld Preußen vs. Bayern ist der Dialekt oft Inspirationsquelle für nonchalante Späße, seine Reverenz ans Bajuwarische gibt dem häufig Vorschub; mit Witz und jeder Menge Esprit wird Sprache als Material viel offener, aufgeschlossener und spielerischer gehandhabt als zu dieser Zeit üblich. Auf diese Art und Weise werden raffinierte, blitzgescheite Sprachspiele möglich, die bis dahin so nicht einmal denkbar waren. Die mundartliche Komponente ist Teil dessen. Über die Heiterkeit und Lebenslust seiner frohgemuten Bajuwarismen entsteht eine ganz andere Erbauung als die hehre, die damals aus den ‚ernstzunehmenden’ (!) Gedichten seiner Zeitgenossen aufsteigen sollte. Apropos Ernst – es bleibt (s)ein wohl nie zu lüftendes Geheimnis, wie viel Widerstand in Christian Morgenstern war, wie viel Subversion gegen den sturen, ernsthaften, nüchternen Erwachsenengeist er seinen Gedichten mitgab, wie wenig oder wie viel Ernst in seinem Spiel war. [32]
[32] Das erste der beiden Mottos, die den Galgenliedern vorangestellt sind, ist ein Zitat Nietzsches: Dem Kind im Manne – Im echten Manne ist ein Kind versteckt: das will spielen.
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