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Veröffentlicht am 6. Oktober 2020 von lyrikzeitung
Peter Gosse
(* 6. Oktober 1938 in Leipzig)
Das Dampfbad
Wir kommen, wie wir gehn: in weißen Laken.
Des Greises wie des Säuglings Haut: Gerunzel.
Das Leben kurz, und kurzgeschorn Rapunzel. –
Warum nur laß ich die Metaphern staken
statt hinzusehn: Der Dampf ist waschecht Dampf!
Wie treibt er doch in gute Schweißausbrüche!
Wie treibt er Süchte in mir und die Flüche
mir aus! Hier ist Sein Sein! Ohne Gestampf
hüpfe, Sonett, in der Terzette Düse
wie Flüßchen Sorgue vorm Häuschen in Vaucluse!
(Von Angst frei, zu vergehn; daß die vergeht —
frei auch von dieser Angst!) Hoch lebe, Dampf!
Gib atemnehmend Atem, lös den Krampf!
Wie rede ich. So drollig, so verdreht.
1984
Aus: Peter Gosse, Erwachsene Mitte. Gedichte Geschichten Stücke Essays. Leipzig: Reclam, 1986, S. 42
Kategorie: Deutsch
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