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Veröffentlicht am 17. Februar 2020 von lyrikzeitung
Emmy Hennings (Ball-Hennings)
(* 17. Januar 1885 in Flensburg; † 10. August 1948 in Sorengo bei Lugano)
IM KRANKENHAUSE
Alle Herbste gehn an mir vorüber.
Krank lieg ich im weißen Zimmer,
Tanzen möchte ich wohl lieber.
An die Geigen denk ich immer.
Und es flimmern tausend Lichter.
O, wie bin ich heute schön!
Bunt geschminkte Angesichter
Schnell im Tanz vorüberwehn.
O, die vielen welken Rosen,
Die ich nachts nach Haus getragen,
Die zerdrückt vom vielen Kosen
Morgens auf dem Tische lagen.
An die Mädchen denk ich wieder,
Die wie ich die Liebe machen.
Wenn wir sangen Heimatlieder,
Unter Weinen, unter Lachen.
Und jetzt lieg ich ganz verlassen
In dem stillen weißen Raum.
O, ihr Schwestern von den Gassen,
Kommt zu mir des Nachts im Traum!
Aus: Emmy Hennings, Die letzte Freude. Leipzig: Kurt Wolff, 1913, 12
Kategorie: Deutsch, DeutschlandSchlagworte: Emmy Ball-Hennings
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