Veröffentlicht am 15. März 2018 von lyrikzeitung
Heute vor 80 Jahren stand der 13jährige Ernst Jandl in Wien in einer grölenden Menschenmasse, die dem Führer zujubelte. Viele Jahre später verarbeitete er das akustische und haptische Erlebnis in einem Gedicht.
Ernst Jandl
wien : heldenplatz
der glanze heldenplatz zirka
versaggerte in maschenhaftem männchenmeere
drunter auch frauen die ans maskelknie
zu heften heftig sich versuchten, hoffensdick.
und brüllzten wesentlich.
verwogener stirnscheitelunterschwang
nach nöten nördlich, kechelte
mit zu-nummernder aufs bluten feilzer stimme
hinsensend sämmertliche eigenwäscher.
pirsch!
döppelte der gottelbock von Sa-Atz zu Sa-Atz
mit hünig sprenkem stimmstummel.
balzerig würmelte es im männechensee
und den weibern ward so pfingstig ums heil
zumahn: wenn ein knie-ender sie hirschelte.
Über das Gedicht bei Planet Lyrik
Kategorie: Österreich, DeutschSchlagworte: Ernst Jandl, L&Poe-Anthologie
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