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Veröffentlicht am 13. April 2014 von lyrikzeitung
Schon immer wollte das Gotteslob mehr als ein Gebetbuch sein: eine Gebrauchsanleitung zum besseren Leben. Das gelingt in der Neuausgabe besser als zuvor, weil die strengen Regeln des katholischen Kosmos sanft aufbereitet werden. Im Kapitel des Sakraments der Buße wird nicht mehr wie bisher „Habe ich Selbstbefriedigung gesucht?“ und „Habe ich die voreheliche Keuschheit verletzt?“ gefragt, sondern „Wie stehe ich zu meiner Sexualität?“ Und zum Gebot, den Sabbat zu ehren, werden Fragen angeboten, die in einem Psycho-Ratgeber stehen könnten, etwa: „Bin ich mir bewusst, dass Leben mehr bedeutet als Arbeit und Leistung?“
Die neue Gotteslob-Pädagogik stößt dort an ihre Grenzen, wo der Text durch die Liturgie, das für die Kirche weltweit geregelte Zeremoniell, vorgegeben ist. Bei der Taufe hat der Priester immer noch Paten und Eltern zu fragen: „Widersagt ihr dem Satan, dem Urheber des Bösen?“ Der Teufel gehört noch dazu. Aber er ist in Versen versteckt. / Rudolf Neumaier, Süddeutsche Zeitung 5.4.
Kategorie: Deutsch, DeutschlandSchlagworte: Katholizismus, Kirche, Religion, Rudolf Neumaier
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