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Veröffentlicht am 9. November 2013 von lyrikzeitung
Für Marcel Reich-Ranicki gehört das Gedicht „Schwarze Bohnen“ von Sarah Kirsch, „diese schwermütige Hymne“, zu „den Höhepunkten der deutschen Poesie nach 1945. Ich verneige mich vor Sarah Kirsch respektvoll und dankbar.“ (FAZ Frankfurter Anthologie). Darüber sind die Meinungen geteilt, wie über alles andere auch. Aber ich denke, er schätzt es irgerndwie aus den falschen Gründen. Irgendwie liest er es genauso wie die Kulturfunktionäre der DDR, die das nicht mochten. Und er mag das. Er schreibt:
Ich leide. Oder: Ich bin unglücklich. Oder: Ich bin verzweifelt. Das ist alles, was uns Sarah Kirsch in diesem Gedicht zu sagen hat. Wirklich nicht mehr? Nein. Wozu auch?
Mir ist das zu inhaltistisch gedacht. Muß man immer gleich „etwas ausdrücken“? Muß das dann immer gleich einer breittreten? „ach geht mir weg ihr“.
Schwarze Bohnen
Nachmittags nehme ich ein Buch in die Hand
Nachmittags lege ich ein Buch aus der Hand
Nachmittags fällt mir ein es gibt Krieg
Nachmittags vergesse ich jedweden Krieg
Nachmittags mahle ich Kaffee
Nachmittags setze ich den zermahlenen Kaffee
Rückwärts zusammen schöne
Schwarze Bohnen
Nachmittags ziehe ich mich aus mich an
Erst schminke dann wasche ich mich
Singe bin stumm
Kategorie: Deutsch, DeutschlandSchlagworte: L&Poe-Anthologie, Marcel Reich-Ranicki, Mea: Wortfest, Sarah Kirsch
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