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Veröffentlicht am 4. August 2012 von lyrikzeitung
Zwei Schriftsteller leuchten an seinem weitverzweigten Dichterhimmel als Fixsterne, und ihre Poesie wäre dem deutschen Leser nicht so hell aufgegangen, wenn nicht Hanns Grössel ihnen Glanz gesichert hätte: Inger Christensen und Tomas Tranströmer. Wie übersetzt man Lyrik? „Möglichst so, wie es da steht“, antwortete Grössel, als er nach dem Nobelpreis für Tranströmer gefragt wurde, mit gelassenem Understatement: „Lyrik besteht wie Prosa nur aus Wörtern.“ Mit dem schwedischen Dichter stand er, seit er ihn 1977 persönlich kennengelernt hatte, in engem Kontakt, über viele Übersetzungsfragen hat er sich mit ihm ausgetauscht und so das Gesamtwerk mit zuverlässigster Genauigkeit ins Deutsche gebracht. Gezeichnet schon von seiner Krankheit, hat der Übersetzer den Nobelpreisträger seit der freudigen Überraschung, die ihm die Schwedische Akademie bereitete, auf Veranstaltungen begleitet und vertreten. Es blieb die letzte und auch meistbeachtete Etappe in seinem philologischen Wanderarbeiterleben: Am 1. August ist Hanns Grössel, der Sprachliebkoser und – so sah er mit Lessing die Übersetzer – „Wortgrübler“, im Alter von achtzig Jahren in Köln gestorben. / ANDREAS ROSSMANN, FAZ
Kategorie: Deutsch, DeutschlandSchlagworte: Andreas Rossmann, Hanns Grössel, Inger Christensen, Tomas Tranströmer
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