75. Explosive Poetin

„San Diegos explosivste Poetin“ schreibt die Voice of San Diego über die Dichterin Rae Armantrout. Für ihren Band „Versed“, der gerade als Taschenbuch erschienen ist, erhielt sie dieses Jahr den Pulitzerpreis für Lyrik. Im Interview mit Randy Dotinga sagt sie der Zeitung über ihre Gedichte:

Ich stelle gern die Dinge, Bilder oder Diskurse auf überraschende Art nebeneinander. Ich mag Gedichte, die sich schnell bewegen – ich hoffe, meine tun es – und mit den Gedanken mithalten.

Ich schreibe darüber, was mir begegnet und wie ich darüber denke. Was meine Gedichte ausmacht, ist die Art, wie ich die Dinge verbinde.

Gedichteschreiben schützt einen irgendwie vor Depressionen. Als ich klein war, las mir meine Mutter Gedichte vor, und der Klang gefiel mir. Fast als ob man vor sich hinsingt.

Wenn ich ein Gedicht schreibe, spreche ich es mir immer wieder vor. Auch wenn ich kaum in Reim und Metrum schreibe, achte ich auf den Klang. Es ist vielleicht eine Art Selbstbeschwichtigung. Musik beruhigt, und auch in freien Versen ist Musik – sollte zumindest.

Die Leute haben Angst vor Poesie, weil sie sie nicht genug kennen. Sie glauben, daß sie sie nicht verstehen, und sie glauben, sie müssen alles verstehen, um den Test zu bestehen. Sie können nicht einfach so drauf reagieren. Das ist ein Fehler, aber wahrscheinlich vom Schulsystem genährt.

Und Leute, die ein wenig mit Lyrik vertraut sind, denken mitunter, daß sie Trost und moralische Erbauung stiftet. Das Leben ist aber interessanter, und auch die Lyrik kann interessanter sein.

Rae Armantrout: „Narrativ“. Ausgewählte Gedichte. Aus dem Amerikanischen von Uda Strätling und Matthias Göritz. Mit einem Nachwort von Marjorie Perloff und Fotografien. Lux Verlag, Wiesbaden 2009.


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