122. Nobelgekrönte Lyrik

In der Huffington Post oder eher einem Blog derselben nutzt John Lundberg die Verleihung des Nobelpreises an Herta Müller, um an „the last poet to win the nobel prize“ zu erinnern:

Ich habe nach englischen Übersetzungen der Gedichte von Herta Müller gesucht, aber es gibt kaum welche. Hier in den USA kennt man Herta Müller – wenn überhaupt – als Erzählerin, aber Lyrikfreunde können sich darüber freuen, daß sie auch einen Gedichtband veröffentlicht hat (Im Haarknoten wohnt eine Dame, 2000)* und daß das Nobelkomitee zugleich „die Konzentration der Lyrik und die Offenheit der Prosa“ gerühmt hat. Dennoch unterbricht Müller nicht die Serie der mittlerweile 13 Jahre, seit zum letztenmal jemand den Preis vorwiegend für Lyrik bekommen hat. Das war die polnische Lyrikerin Wisława Szymborska, und es lohnt sich, ihr Werk neu zu besichtigen.
Sie wurde 1923 in Polen geboren und erlebte die Nazibesetzung im 2. Weltkrieg und die darauf folgende oppressive stalinistische Herrschaft. Leicht nachzuvollziehen, daß ihre Gedichte oft von der Finsternis von Krieg und Unterdrückung geprägt sind. Oft trifft die Gewaltsamkeit ihrer Bilder auf einen auffallend nüchternen Ton:

Nach jedem Krieg
muß jemand aufräumen.
Schließlich richten sich die Dinge
nicht allein wieder auf.
Jemand muß die Trümmer
zum Straßenrand kehren,
damit die Leichenwagen
vorbei können.**

*) Tatsächlich gibt es einen zweiten Gedichtband: Die blassen Herren mit den Mokkatassen, 2005

**) Auf die Schnelle aus dem Englischen übersetzt


One Comment on “122. Nobelgekrönte Lyrik

  1. Man würde es demjenigen gern sagen: Sie unterbricht die Serie. Sie gehört zu denen, deren Zeitungsmontagen mich überzeugt haben, auch wenn ich kein Vertrauen zu der Autorin habe. Eine Last und irritierend.
    Ich habe mal einen Text rezensiert, als wäre es ein Gedicht. Man sagte mir: „Aber es ist doch eine Montage“ Nun ja… Ich wusste es nicht und wäre feige gewesen, hätte ich das gewußt. Aber man konnte es so rezensieren…

    Wie soll man sie denn übersetzen? Müsste man nicht auch alles aus der Zeitung ausschneiden? Wenn nicht? Hätte man dann nicht nur die Hälfte?
    Von Ferne mag man sagen: „wieder nur Prosa“, vor dreizehn Jahren wars mal Lyrik …
    Ich habe an der Polin entdeckt was geht, bin froh, mich durch andere später nicht mehr so anfragen lassen zu müssen (Grün… Tran…), gut.
    Aber die Welt hat sich aus deutscher Perspektive mehr durch Müller gedreht.
    (Für mich)Dass ich mir einig bin mit allen den Freunden, deren Urteil ich vorher geschätzt hab, ist endlich mal wieder „ein Fisch im Wasser sein“.
    Sie ist eine furchtbare Pädagogin und mißachtet Lyriker die ich schätze, ihre Prosa? Nicht einladend, aber vielleicht länger lesen?

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