2. Zu Barbara Köhlers und Ulf Stolterfohts Übersetzungen von Texten Gertrude Steins

Laudatio auf Barbara Köhler und Ulf Stolterfoht
anlässlich der Zuerkennung und Überreichung des “Erlanger Literaturpreises für Poesie als Übersetzung” im Rahmen der Eröffnung des 29. Poetenfestes Erlangen am 27. 8. 2009*

Price a price is not in language, it is not in custom, it is not in praise.

Einen preis preisen kommt nicht zur sprache,
es kommt nicht zur sache, kommt nicht zu lobpreis.

(Stein, Köhler, Tender Buttons)

Benedikt Ledebur : SIE WISSEN WAS SIE TUN – Die geistige Wiedererschaffung als Fortleben des Originals
Zu Barbara Köhlers und Ulf Stolterfohts Übersetzungen von Texten Gertrude Steins

Gertrude Stein von einem Interviewer mit Klagen über die Unverständlichkeit ihres Stücks Four Saints in Three Acts konfrontiert (1934, auf ihrer einzigen Reise zurück nach Amerika), antwortete diesem:

… I mean by understanding enjoyment. If you go to a football game you don’t have to understand it in any way except the football way and all you have to do with Four Saints is to enjoy it in the Four Saints way.

Wenn nicht alles, so ist damit viel zur Übersetzbarkeit ihrer Werke gesagt, denn mehr als Idee oder Bedeutung legt enjoyment -Genießen den Akzent auf das Prozesshafte, die zeitliche Dimension, auf Verstehen als Erfahren, Spiel ist ein Hinweis darauf, daß es verbindliche Regeln gibt, deren Logik auch durch assoziative, rhythmische oder lautabhängige Folgen begründet werden kann, und die Beschränkung auf Four Saints macht deutlich, daß solche Regeln nur ein bestimmtes Stück lang Gültigkeit haben können. Gertrude Stein hat beim Schreiben einfache, funktionale Wörter, wie sie in Gesprächen vorkommen, bevorzugt, und so ist, auch wenn man von zweckgerichteter Selektion absieht, das Glück vielleicht wahrscheinlich, daß sich das im Interview-Zitat dreimal vorkommende Wort way im Titel des von Ulf Stolterfoht übersetzten Langgedichts Winning His Way wiederfindet und in diesem Zusammenhang so verstanden werden kann, daß im Ästhetischen der Unterschied zwischen der Art, wie man ein Fußballspiel genießt, und der Art, “wie man seine art gewinnt” geringer ist, als gemeinhin angenommen wird. Doch angemessenes Genießen des Vorgeführten setzt nicht nur Kenntnis von Regeln und Kategorien voraus, sondern wie beim Spiel, das, um gewonnen zu werden, auf den ganzen Einsatz der Spieler angwiesen ist, verlangt Genießen von künstlerischen Erzeugnissen nach Einbeziehen der ganzen Persönlichkeit. “As I say the pleasure of a literature is having it all inside you. It is the one thing that one can have all inside one.” schreibt Stein in What is English Literature, und was die Wortwahl betrifft:

This makes literature words whether you choose them whether you use them, whether they are there whether or not you use them and whether they are no longer there even when you are still going on using them. And in this way a century is a century. One century has words, another century chooses words, another century uses words and then another century using the words no longer has them. […] As I say each century has its way …

Der vollständige Text der Laudatio Benedikt Ledeburs bei in|ad|ae|qu|at

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