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Veröffentlicht am 16. Juli 2009 von lyrikzeitung
„In seinen Jugendgedichten und sogar manchen Gedichten seiner mittleren Zeit scheint er oft mittelmäßig und glanzlos“, bemerkte Seferis in seinem Vortrag 1946 – ein weiteres harsches Urteil, dem man kaum widersprechen mag, wenn man an so viele Gedichte denkt, die Kavafis mit 30 und noch Anfang 40 schrieb, offensichtlich anderen Dichtern und Denkern verpflichtet, dunkel und unverbindlich. Und dann, so Seferis weiter, „geschieht etwas Außerordentliches.“ Die äußeren Umstände seines Lebens helfen uns kaum, diesen Entwicklungssprung zu verstehen; hierin ähnelt Kavafis seinem Zeitgenossen Proust, der eine ähnliche tiefe und zugleich unmerkliche Verwandlung in seinem späten Vierzigern erfuhr, die aus einem mittelmäßigen Literaten einen großen Künstler machte. Man muß Kavafis‘ geistige Entwicklung zwischen den 1890er und den 1910er Jahren heranziehen, um zu erkennen, wie aus einem mittelmäßigen ein großer Autor wurde. / Daniel Mendelsohn, aus der Einleitung zu C. P. Cavafy: Collected Poems, tr. Daniel Mendelsohn, bei Poetry Daily
Kategorie: GriechenlandSchlagworte: Daniel Mendelsohn, Giorgos Seferis, Konstantin Kavafis, Marcel Proust
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