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Veröffentlicht am 13. Dezember 2003 von rekalisch
Was die sprachschöpferische Energie dieser Verse an neuen, treffenden Wörtern hervortreibt, wird auch im Deutschen spürbar. Substantive können hier als Verben Gestalt gewinnen, Verben wiederum in ihrer Gegensätzlichkeit zusammengefügt werden: «lebst du? / bist du gestorben? / Sohn? / lebstirbst du noch einmal». So gelingt es Gelman immer wieder, noch den scheinbar eindeutigsten Satz über das «Land, in einer Militärmütze verschwunden», in eine poetische Offenheit zu übersetzen. «Die Dämmerung senkt sich über / das Wort, das im Sichtbaren schwebt / wie ein Mond.» Es ist dieser Zwischenzustand, in dem Juan Gelmans Verse ganz leicht werden wie ein «Vogel, der zur jetzigen / Stunde fliegt, um sie / in Vergangenheit zu verwandeln». / Nico Bleutge, NZZ 13.12.03
Juan Gelman: Spuren im Wasser / Huellas en el agua. Gedichte/Poemas. Ausgewählt, eingeführt und aus dem argentinischen Spanisch übersetzt von Juana und Tobias Burghardt. Teamart-Verlag, Zürich 2003. 159 S., Fr. 33.-.
Kategorie: Argentinien, SpanischSchlagworte: Juan Gelman, Nico Bleutge
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