Schlagwort: deutsche Gegenwartslyrik

Kirkeeffekt

Da waren vierhundert Kilometer Anlauffläche für den Wind und Strände für das Unglück = einen vorzeitigen
Versabbruch.

Und ich wandere jetzt aus nach Ribnitz.

Weil es sich keiner mehr leisten konnte, ein Gedicht zu schreiben, versagte die Bilanzrechnung, und die Spesenzufuhr versagte auch.

Nur der Tisch und die Tastaturen waren frei.

wer entlässt die angst

wohin gehen die alten ideen
wenn niemand mehr sie denkt?
wer entläßt die angst
ihrer blinden verbote
wer schließt ihre geschlossenen
augen ein für allemal?

Und was ist mit Gerhard

keiner geht hier weg
wichtig ist der Fleck
hör auf mit dem Dreck
und was ist mit Gerhard geschehn
mit Gerhard ist gar nichts geschehn

So als ob alles so sein müßte

irgendwann
kniet ein alter Mann neben mir
bohrt mir einen Kugelschreiber in den Leib
um zu prüfen, ob ich tot bin oder nur so tue
Meine Liebe, flüstert mein Physiklehrer
du warst meine beste Schülerin, doch nun
kann ich leider nichts mehr für dich tun.

Oliver Behnssen (1925-1992)

Mit den linden Lüften, die ja nicht nur
in diesem Jahr, sondern immer wieder auf’s Neue
erwachen und säuseln und weben,
umschwärmt mich geschwätzig die Wiederholbarkeit
der spontanen Erniedrigungen, die mir noch bevorstehen.

fehlmärchen

kein und aber
verliefen sich im
wald aber erschlug
kein und kein
kind nicht einmal
wind bliebe der
aber vertriebe