Das Archiv der Lyriknachrichten | Seit 2001 | News that stays news
Sie hatte ja keine Ahnung,
dass sie etwas anderes sein könnte
als eine Frau, dennoch hielten sie alle
für eine Betrügerin, weil sie als
Hermaphrodit an einem Frauenwettbewerb
teilgenommen hatte.
Vom Maul des Ochsen tropfen Blut und Speichel,
die Menschen urinieren alle Blut.
In Knäueln stinkend steht die Kompanie
und über uns der Tod heult wie ein Vieh.
Man lerne. Sommerwolken.
Wie Himmelswälder glühen.
Man lerne Honig, Walnuss,
Raumschiff und Pappelbaum
Unten der Fluß, der sich nicht regt,
der Ente stummer Flügelschlag
und die blindweiße, blaue Nacht
Weh ist ein Wort, das ich aus den Opern von Wagner
gelent habe. Man sagt es, wenn man gleichzeitig singen
und kreischen muss
Gyula Illyés (* 2. November 1902 in Felső-Rácegrespuszta, Österreich-Ungarn; † 15. April 1983, heute vor 50 Jahren, in Budapest) Frühes Dunkel Vor den ruhelosen Wolken des Herbsthimmels tänzelt der Mond. Bevor er sich davonmacht, bevor er weggerissen wird, möchte er sich noch einmal im… Continue Reading „Frühes Dunkel“
Eine Stadt, in der Ungarn, Juden, Roma, Rumänen, Deutsche, Russen, Ukrainer und andere lebten, belagert, erobert oder zerstört von Mongolen, Tataren, Österreichern, Osmanen, Polen, Ungarn und wer weiß wem noch. Im 20. Jahrhundert gehörte sie nacheinander zu: Österreich-Ungarn, Rumänien, Tschechoslowakei, einer kurzlebigen unabhängigen Karpatho-Ukraine,… Continue Reading „Huszt / Hust / Chust / חוסט / Хуст“
Sándor Petőfi Ungarisch Petőfi Sándor, slowakisch Alexander Petrovič, * 1. Januar 1823 , gestern vor 200 Jahren, in Kiskőrös als Sándor Petrovics; † (gefallen) 31. Juli 1849 bei Segesvár (Schäßburg, Sighișoara, heute in Rumänien). Wer ich bin? Ich sag es nicht! Kann nicht meinen Namen nennen; keiner darf mich hier erkennen. Wollt ich… Continue Reading „Petőfi 200“
Endre Ady (* 22. November 1877 in Érmindszent, Komitat Sathmar, Österreich-Ungarn; † 27. Januar 1919 in Budapest) Pfeife alten Aberglaubens Gesungen einst von einem Ungarn auf der Flucht Einsam dein Geschick bewein ich, Ungarnvolk‚ Volk meines Blutes, Mitten auf dem Bettlermarkte Wein noch saufend… Continue Reading „Nie im Leben werd ich heimziehn“
János Rimay (Um 1573 — 9. Dezember 1631) Gedicht, in dem er den Verderb der ungarischen Nation beklagt Oh, du armes Ungarvolk, entkräftet und verfallen, Einst warst du durch Heldentum und Mut gerühmt von allen. Weh, jetzt mahnst du an gestürzte Heldenbildgestalten, Keiner deiner… Continue Reading „Oh, du armes Ungarvolk“
Ágnes Nemes Nagy (* 3. Januar 1922 in Budapest; † 23. August 1991 ebenda) Alkohol In klirrend sich häufenden Knoten stirbt der Wald, sagt Lebewohl. Die Grünsommerflamme verflogen. Was bleibt, ist der Rest-Alkohol. Trink, trink. Was Trester geblieben, press aus und schluck ihn runter. Schnaps-Seele, dunkel, durchtrieben, mach uns die Kehlen… Continue Reading „Alkohol“
Milán Füst (geboren 17. Juli 1888 in Budapest; gestorben 26. Juli 1967 ebenda) Selbstbildnis Ein Alter, hager und hakensinnig will auch ich sein, so, wie der Herr … Und solltest du fordernd fragen nach meinen Kindern, so werde ich voll Verachtung den Kopf abwenden … Denn keine Kinder hab ich, ich… Continue Reading „Selbstbildnis“
Das Lyrikjahr 2022 hat begonnen, das Jubeljahr 2021 (Sibylla Schwarz 400) ist vorbei. Seit 1.1.21 habe ich jeden Tag einen Tweet mit dem Werk der Dichterin abgeschickt, wer dem folgte, konnte das gesamte Lied- und Sonettwerk und etliches andere in Zwitscherportionen lesen. Es läuft… Continue Reading „Vergleich“
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