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Veröffentlicht am 3. August 2022 von lyrikzeitung
Hugo Ball
(* 22. Februar 1886 in Pirmasens; † 14. September 1927 in Sant’Abbondio-Gentilino, Schweiz)
Memento [Pfingsten 1924] Wo sind sie jetzt mit ihren Epauletten Die Feldmarschälle und von den Korvetten Die Kapitäne mit den goldenen Tressen? Wo sind sie jetzt, die prunkenden Maitressen? Wo blieben sie, die wogenden Musiken? Doktores und Gazetten und Fabriken? Wo sind sie nun, die grimmen Rezensenten? Die zarten Dandys mit den Priesterhänden? Wer liest noch in den köstlichen Brevieren Von dieser Zeit und ihren Aventüren? Wer weiß noch von den magischen Phiolen, Drin unser Herzblut glühte über Kohlen? Wie heißen sie, die sich die Zeit verkürzten, indem sie unsere Aschenurnen stürzten? Verschollen und vergessen sind die Namen Der hohen Herren und der edlen Damen. Ein dünner Flugsand decket ihr Gebein. Mit Wanderhügeln treibt ihr Leichenstein. In blaue Meere rollten von den Dünen Die Häupter der Zäsaren und Braminen.
Aus: Hugo Ball, Gesammelte Gedichte. Mit Photos und Faksimiles. Hrsg. Annemarie Schütt-Hennings. Zürich: Arche, 1963, S. 56
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