Sonett geschrieben auf der Westminster-Brücke

Heute vor 220 Jahren schrieb William Wordsworth ein London-Gedicht.

Sonett
geschrieben auf der Westminster-Brücke
3. September 1802

Die Erde hat nichts Schöneres zu eigen
Und stumpfen Sinns ist, wer vorübergeht,
Bewegt nicht von des Bildes Majestät:
Die Stadt, des Morgens Schönheit uns zu zeigen.
Trägt lächelnd sein Gewand. Kahl und voll Schweigen
Der Schiffe, Dom, Türme, Krone steht
Den Feldern offen und des Himmels Flet,
Wo rauchlos flirrend helle Lüfte steigen.
Die Sonne tränkte schöner nie das Land:
Tag, Hügel, Fels mit ihrer frühen Glut.
Nie war die Ruh so groß, die ich empfand.
Sacht gleitet hin der Strom auf seiner Flut.
Es ist, als hülle Schlaf der Dächer Rand.
Und selbst das große Herz in Frieden ruht.

Deutsch von Uwe Grüning, aus: Ein Ding von Schönheit ist ein Glück auf immer. Gedichte der englischen und schottischen Romantik, engl./dt. Hrsg. Horst Höhne. Leipzig: Reclam, 1980, S. 203

Sonnet
Composed upon Westminster Bridge,
September 3, 1802

Earth has not anything to show more fair:
Dull would he be of soul who could pass by
A sight so touching in its majesty:
This City now doth, like a garment, wear
The beauty of the morning; silent, bare,
Ships, towers, domes, theatres, and temples lie
Open unto the fields, and to the sky;
All bright and glittering in the smokeless air.
Never did sun more beautifully steep
In his first splendour, valley, rock, or hill;
Ne’er saw I, never felt, a calm so deep!
The river glideth at his own sweet will:
Dear God! the very houses seem asleep;
And all that mighty heart is lying still!

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