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Georg Philipp Harsdörffer
(* 1. November 1607 in Fischbach / Nürnberg; † 17. September 1658 in Nürnberg)
Friedenshoffnung bey noch schwebender Handlung zu Münster und Oßnabruck
Der Kriegsmann wil ein Schäfer werden
1
Trommel und Pfeiffen / Herpaucken / Trompeten /
Donnerkartaunen und Hagelmusqueten /
eiserne Schlossen / Blitz / Kugel und Keul /
Rauben / Mord / Brennen / und Jammergeheul /
Bluttrieffende Degen /
dollrasende Waffen /
das Puffen und Paffen
der rollenden Wägen /
entweiche nun weit
des guldenen Friedens behäglicher Zeit.
2
Sicherheit baue die dankbaren Felder /
Sicherheit hege die lustigen Wälder /
setze die Baume / vergleiche den Waal /
pflantze die Gärten und pflüge den Thal.
Die Quellen erhellen
vermählet den Auen;
das silberne Tauen /
beblume die Schwellen
an Ceres Altar /
Glück Segen und Wonne bekröne das Jahr.
3
Zieret ihr Lantzen und Pantzer die Posten
Harnisch und Spiese verfaulen und rosten /
Häcker und Wintzer vergessen das Leid /
Hirten und Heerde geniessen der Weid.
An Schiffbaren Flüssen /
erschallen die Flöten /
der Meisterpoeten /
den Frieden zu grüssen.
Ich lasse das Schwert
und führe (nicht Heere) die wollichte Heerd.
4
Ströme / so vormals die Threnen vermehret /
werden mit wehrten Gedichten verehret:
Bober und Elbe / die Donau / der Rhein
schenken für Lieder den niedlichsten Wein.
Die Najaden springen / die Heleconinnen
viel Neues ersinnen /
Sie pflegen zubringen
Ruhm würdige Lehr.
Ich schweige / dir Rumpler zu geben Gehör.
Aus: Georg Philipp Harsdörffer, Der Poetische Trichter. 2. Band. Nürnberg: Endter, 1648, S. 108ff
Hier in der Originalgestalt
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